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Sternenkinder-Gedenkveranstaltung in Nauen – inkl. Lesung, Rap & Glitzerstaub

Eine Gedenkveranstaltung in Nauen – in Erinnerung an Sternenkinder – das wünschte sich Nadija Frank, die Gründerin des Sternenbands. Dieses Mal etwas größer und mit richtigem Programm.

Den perfekten Ort hatte sie von Anfang an im Sinn, die Elternschule Nauen. Hier lädt sie bereits regelmäßig zu Sterneneltern-Treffs ein.

Wie Nadija den Tag gestaltete, welche Programmpunkte es gab und wer die Gedenktagsveranstaltung besuchte, erfährst du im Artikel.

Wie kam es zu dieser Gedenkveranstaltung?

Nadija Frank, Gründerin des Sternenbands, hatte den Wunsch, am Sternenkindertag eine Gedenkveranstaltung in Nauen in Erinnerung an alle verstorbenen Kinder zu organisieren.

Im Jahr zuvor hatte sie das schon getan, aber eher kurzfristig. Dieses Mal sollte es frühzeitig geplant werden und ein richtiges Programm geben.

Nadija erzählte mir daher im Mai 2023 von ihrer Vorstellung und fragte mich, ob ich eine Lesung auf ihrer Veranstaltung halten würde. Da ich sagte ich selbstverständlich zu.

Zum einen weil ich voll und ganz hinter dem Sternenband stehe und zum anderen weil ich als Betroffene über dieses Tabuthema aufklären möchte.

Die Zugtickets waren schnell gebucht und der Oktober rückte zügig näher.

Wann und wo fand die Gedenkveranstaltung in Nauen statt?

Wo? Elternschule Nauen
(Dreifelderweg 19, 14641 Nauen)
Wann? 15.10.2023 | ab 11:30 Uhr
Kosten? Eintritt frei. Um Anmeldung wurde jedoch gebeten, damit auch für jeden ein Stuhl bereit gestellt werden konnte. 😉

Gedenkveranstaltung in Nauen

Programm der Veranstaltung in Nauen

Nadija akquirierte außerdem den Positivrapper Tozee als musikalischen Act sowie die Pfarrerin Kata Scherer für einen Sternenkindersegen.

Das sind drei komplett unterschiedliche Beiträge. Genauso unterschiedlich wie Trauerwege sind.

Ablauf zur Gedenktagsveranstaltung in Nauen

So erlebte ich die Gedenkveranstaltung

Da Nadija den Veranstaltungsraum in der Elternschule, in der sie auch ihre Sterneneltern-Treffs abhält, bereits am Vortag vorbereitete, waren nur noch wenige Handgriffe zu erledigen: Sekt, Saft und Wasser in Gläser gießen, ein paar Snacks in Schüsseln verteilen, die Technik checken. Dafür planten wir eine halbe Stunde ein.

Kurz bevor wir aufbrechen wollten, rief der RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) bei Nadija an. Sie informierten sie darüber, dass das RBB-Team ihre Einladung annehmen und zur Gedenkveranstaltung kommen würden. Wir freuten uns natürlich, waren aber furchtbar aufgeregt. Die Anspannung stieg!

Hinweis: Der TV-Beitrag erschien am Abend bei rbb24 Brandenburg aktuell. Und auch die MAZ schrieb darüber.

Pünktlich um 11 Uhr schloss Nadija die Tür der Elternschule Nauen auf. Wir öffneten weitere Türen und lüften die Räumlichkeiten. Kurz nach uns trafen Toni Zimmermann, aka Tozee, und Kata Scherer ein.

Nach und nach trafen die Teilnehmer:innen ein. Es gab erste (Kennenlern-) Gespräche und es wurde auf eine schöne Gedenktagsveranstaltung angestoßen.

Um 12 Uhr schaltete Nadija das Mikrofon ein und begrüßte alle Teilnehmenden. Sie führte in die Gedenkveranstaltung ein, erzählte, wer sie ist und was sie in Rahmen ihres Herzensprojektes tut. Und sie engagiert sich viel für Sterneneltern.

Nach einer kurzer Erläuterung über den Ursprung des Sternenkinder-Gedenktages übergab sie mir das Mikrofon und somit das Wort.

Mein Teil bei der Veranstaltung: Eine Lesung

Ähnlich wie bei meiner Lesung in Guben startete ich mit einer kleinen Umfrage. Es interessierte mich sehr, wie viele Betroffene anwesend sind, wie viele der Zuhörer:innen zur Gruppe der Hebammen und Fachärzte gehören oder in irgendeiner Form in direktem Kontakt zu Sterneneltern stehen.

Das sind die Ergebnisse:

Teilnehmer: 48 Personen (wieder mehr Frauen als Männer) + das 3-köpfige Team des RBB

  • Betroffene: 24
  • Begleiter von Sterneneltern: 6
  • Hebammen: 0
  • Fachpersonal (Ärzte, Schwestern auf Wochenbett-Stationen): 2
  • Mitarbeiter von Bestattungshäusern: 1
  • Fotograf:in mit Fokus Trauer und Abschied: 1


Es freut mich unheimlich, dass dieses Mal Mitarbeiter der Havelland Kliniken dabei waren sowie Andrea Kunert von Susanne Jung Bestattungen, aka Funeralladies, und Claudia Drechsler von Fotografiemensch, die dieses Bild während der Lesung von mir machte.

Und doch repräsentierten sie einen klitzekleinen Teil derer, die Nadija und ich persönlich anschrieben. Warum ist es bloß so schwierig, Menschen zu erreichen, die bereits beruflich mit diesem Kontext zu tun haben? Sollte es nicht in ihrem eigenen Interesse sein, mit Kolleg:innen in den Austausch gehen zu können oder einen Erfahrungsbericht aus erster Hand zu erhalten?

Klar, bei dieser Gedenkveranstaltung gibt es keine Creditpoints wie für ausgewiesene Weiterbildungen. Eine Absage mit Angabe von Gründen wäre dennoch äußerst hilfreich, um diese Stille zu verstehen.

Nach meiner Umfrage folgte die Lesung zu meinem Sternenkind-Buch „Eine Handvoll Sonnenschein“. Ich blickte beim Lesen immer wieder ins Publikum.

Einige hatten dauerhaft Tränen in den Augen, andere nickten ab und zu, vor allem beim Thema Trauerbewältigung, und an den passenden Stellen wurde auch gelacht. Es war – wie erwartet – eine emotionale Lesung.

Sternenkindbuch "Eine Handvoll Sonnenschein" von Stefanie Goldbrich

Kerzenaktion bei der Gedenkveranstaltung

Während der RBB noch Fotos auf der Bühne machte, startete bereits die Kerzenaktion.

Nadija hatte gelbe Kerzen und gelbe Feuerzeuge mit Sternenband-Logo besorgt.

Mit Stiften konnten wir Sterneneltern sowie -Großeltern, -Tanten und -Onkel die Namen der Sternenkinder auf die Kerzen schreiben und sie mit Symbolen bemalen.

Anschließend zündeten wir die Kerzen an und stellten sie um die Bühne herum.

Tozee, der Positivrapper, in Nauen

Nachdem die Bühne frei geräumt war, kam Toni „Tozee“ Zimmermann on stage. Der Positivrapper schreibt Songs, die motivierend sind und Mut machen.

Er performte 2 Lieder, versprühte Positivität, und seine aufbauenden Worte in Liedform gingen direkt ins Ohr.

Die Kulisse vor den brennenden Kerzen schenkte vielen Sterneneltern Hoffnung.

Segen durch Pfarrerin Katharina Scherer

Nach Tozees Auftritt folgte direkt das nächste Highlight: Der Segen von Katharina. Sie bat alle Teilnehmenden, sich im Kreis aufzustellen und uns für den Segen an den Händen zu nehmen.

Katharina selbst hielt eine kleine Schale in der Hand. Darin befand sich Sternenglitzerstaub. Nachdem sie erklärte, wie der Segen aussieht, ging sie reihum.

Katharina zeichnete mit dem Glitzerstaub einen Kreis auf unsere Handrücken und sprach jedem einzeln einen Segen aus.

Das war unerwartet und berührend und damit sehr emotional. Auch für mich als Atheistin.

Austausch nach der Gedenkveranstaltung

Nachdem sich Nadija anschließend bei allen Besuchern für ihr Kommen bedankte, wurde die Veranstaltung durch die Möglichkeit eines offenen Austausches abgerundet.

Wir Betroffene tauschten uns über unsere Erfahrungen aus. Aber auch mit Nicht-Betroffenen kam ich ins Gespräch.

Und dann sprach mich zum Schluss, als der Veranstaltungsraum schon fast leer war, noch ein Pärchen an. Ich werde die beiden nie vergessen, denn sie mussten ihren Sohn aufgrund derselben Nabelschnuranomalie hergeben wie mein Mann und ich unseren Dominik.

Fazit zur Gedenkveranstaltung in Nauen

Eine Gedenkveranstaltung am Sternenkindertag zu organisieren, das ist etwas ganz Besonderes. Es holt Betroffene und Nicht-Betroffene dort ab, wo Emotionen intensiver sind als an anderen Tagen im Jahr.

Ich danke Nadija für ihre Initiative und dafür, dass ich Teil dieser besonderen Veranstaltung sein durfte. Zum einen weil ich erneut von Dominik und unserem gemeinsamen Weg erzählen und somit ein weiteres Mal über dieses Tabuthema aufklären konnte.

Zum anderen weil ich wieder großartige Menschen kennenlernen durfte: neben den bereits genannten auch Eltern aus Nadijas Sternentreff, Mitglieder des Sternenband-Teams, z.B. Fanny und Pia, die mir bereits in einem Interview von ihren Fehlgeburten erzählte, sowie Marion Glück, Autorin des Buches „Schwere Entscheidungen leicht treffen“ und ihre Illustratorin Angela Ziller.

Mit allen konnte ich intensive Gespräche führen. Das ist in dieser Form im hektischen Alltag nur selten möglich. Daher danke ich den Teilnehmer:innen, die zur Gedenktagsveranstaltung in Nauen gekommen sind. Auch den Mitarbeitern der Elternschule danke ich. Ohne die Bereitstellung ihrer Räumlichkeiten hätte die Gedenkveranstaltung gar nicht stattfinden können.

Wenn auch du eine Sternenkind-Veranstaltung planst oder jemanden kennst, der diesen Wunsch hat, und eine Lesung ins Programm passen könnte, kontaktiere mich gern unter hallo@sternenkind-mama.de, via Facebook bzw. Instagram oder nutze das Kommentarfeld unten.

Die nächste Aufklärungsveranstaltung, an der ich teilhaben darf, ist übrigens schon in Planung. Aber dazu ein anderes Mal mehr. 😉

P.S.: Um 19 Uhr war ich natürlich nicht zu Hause, sondern auf dem Weg dorthin. Um genau zu sein, fuhr ich zu Beginn der weltweiten Gedenkstunde in den Leipziger Hauptbahnhof ein. Mein LED-Licht leuchtete selbstverständlich.  

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