Meine Sternenkind-Geschichte

Meine Sternenkind-Geschichte

Mein Sohn Dominik war ein absolutes Wunschkind. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als ich erfuhr, schwanger zu sein. Ich war voller Zuversicht, Glück und Vorfreude. Dass es in einer Sternenkind-Geschichte enden würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Und dass obwohl ich schon 5 Fehlgeburten hinter mir hatte. Mein Gefühl sagte mir von Anfang an, dass ich mein Baby im Arm halten werde.  

Ich war knapp 40 Wochen lang schwanger.

Mein Sohn wohnte 39 Wochen und 3 Tage lang in meinem Bauch. Ich freute mich auf jede Routine-Untersuchung und weinte vor Glück, wenn ich sein Herzchen schlagen und ihn strampeln sah. Es ging ihm gut und er entwickelte sich prächtig. Immer entlang der Idealkurve. Welches Kind tut das schon!? 

Mir ging es während der Schwangerschaft ebenfalls gut. Mein Gebärmutterhals war zwar seit der 30. Schwangerschaftswoche verkürzt, sodass ich zwischendurch ein paar Wochen liegen musste. Dass der Rücken auf der Zielgeraden schmerzte, ist auch keine Seltenheit. Aber was ist das schon im Vergleich zu einem langen glücklichen Leben mit seinem innig geliebten Kind!?

Niemand wusste, welche Gefahr uns erwartete!

Schwangerschaft meiner Sternenkind-Geschichte

Mitten in der Nacht fuhren wir ins Krankenhaus. Ich blutete. Die nächsten 10 Stunden waren nervenaufreibend. Es gab einige Aufs und Abs. Doch sobald ich Dominik im Ultraschall sah, seine Herztöne hörte und seine Werte im CTG kontrollierte, beruhigte mich das.

Während der Geburt traten Komplikationen auf.

Dann ging alles schneller als gedacht. Wir fuhren in den OP. Ein Kaiserschnitt wurde vorbereitet. Das Öffnen meines Bauches habe ich aufgrund der noch nicht vollständig wirkenden Narkose schmerzvoll gespürt, das Rausnehmen meines Sohnes jedoch nicht. Ich habe ihn auch nicht gehört. Selbst die Ärzte und Schwestern schwiegen. Alles war still.

Als ich Nähbewegungen an meinem Bauch bemerkte, fragte ich: „Wo ist mein Kind?“ Die Antwort: „Die Kinderärzte kümmern sich um Ihren Sohn.“

„Du darfst nicht wieder gehen!“

Der Kampf um Leben und Tod hatte begonnen! 5 Tage dauerte er an. Mit täglichen Hochs und Tiefs. Und als es so aussah, als würden wir den Kampf gewinnen, trat eine unvorhersehbare, gravierende Komplikation auf. Die Oberärztin musste uns die schlimmste Nachricht unseres Lebens überbringen: „Jetzt können wir Ihren Sohn nicht mehr retten.“ Diesen Moment werde ich nie vergessen!

Traumatisiert und neben mir stehend begleitete ich Dominik, mein süßes Baby, in den Tod. Er war perfekt und doch zum Sterben verurteilt.

Sternenkind-Geschichte: sein Kind in den Tod begleiten

Als sein Herz stehenblieb, hatte er es geschafft. Alle Schmerzen und Qualen waren für ihn vorbei. Für mich hingegen fing es erst an. Ich war plötzlich Sternenkind-Mama! Schon wieder.

Eine ganz besondere Sternenkind-Geschichte

Dominik war nicht nur mein einziges Baby, dass auch außerhalb meines Bauches lebte, er war auch mein einziges Sternenkind, dass mich auf eine Trauerreise schickte. Zum ersten Mal nahm ich mir Zeit zu trauern.

Anstatt den Verdrängungsmodus anzuschalten und mich direkt wieder in Arbeit zu stürzen, tauchte ich für mehrere Wochen in die anonyme Welt des Internets ab. Ich las Erfahrungsberichte von anderen Sternenmamas und suchte auf Ultraschallbildern nach möglichen Hinweisen der Ursache. Ich bestellte mir Bücher über die Trauer und den Tod verstorbener Kinder und recherchierte viel über einen mir bisher unbekannten Bereich über Sternenkind-Geschichten.

Ultraschallbild aus meine Sternenkindes

Dieser Themenbereich war so traurig und intensiv, dass ich täglich Kopfschmerzen vom vielen Weinen hatte. Und zu meiner eigenen Verwunderung war er mir gar nicht so fremd. Ich erkannte mich in vielen Situationen wieder. Ich hatte nur keine Ahnung, dass es für all meine vergangenen Erlebnisse Begriffe gab.

Angefangen von meiner Zeit als Patientin der Kinderwunsch-Behandlung (kurz KiWu-Behandlung), über die Fehlgeburten (missed abortion) bis hin zu kleinen Geburten. Auch über den Begriff Regenbogenkind stolperte ich während der Recherche zum ersten Mal.

Tagebuch über meine Sternenkind-Geschichte

Ich fing an, alles niederzuschreiben. Jede neue Erkenntnis, jedes Gefühl und vor allem jeder einzelne Gedanke. Das fehlte mir in den Online-Berichten und Büchern. Fakten gab es viele. Oftmals ähnelten sich die Geschichten, wenn es sich um die gleiche Erkrankung bei den verstorbenen Kindern handelte. Doch wie fühlten sich die Sternenkind-Mamas? Vor dem Tod ihres Kindes? Und vor allem danach?

Erst Jahre später holte ich dieses Tagebuch wieder hervor. Der Grund: Ich wünschte mir ein besonderes Erinnerungsstück an meinen Sohn schaffen. Ich wollte einen Teil von Dominik immer greifbar und in meiner Nähe haben. Meine Sternenkind-Geschichte als Buch, in dem ich alle meine Emotionen und Erinnerungen an ihn konservieren konnte, davon träumte ich. Und da Träume bekanntlich wahr werden können, war das die Geburtsstunde meines Herzensprojekts.

Tagebuch einer Sternenkind-Mama

Freunden, denen ich im Vertrauen davon erzählte, reagierten alle gleich: „Das musst du veröffentlichen! Das würde so vielen Sternenkind-Müttern helfen.“

Anfangs war ich skeptisch. Hatte ich doch so viele persönliche, teils dunkle Gedanken und Gefühle in meiner Sternenkind-Geschichte festgehalten! Soll ich das wirklich veröffentlichen? Mit allen Menschen teilen?

Je mehr ich darüber nachdachte, desto schöner fand ich den Gedanken. Ich könnte sowohl Sternenkind-Mamas mit meiner Geschichte als auch deren Familien und Freunden zeigen, wie es einer verwaisten Mutter vor, während und nach dem Tod des eigenen Kindes geht. Bewusstsein dafür schaffen, was in einer Sternenmama vorgeht, welche Phasen sie durchlebt und Ideen aufzeigen, was auf dem Weg der Trauer helfen könnte.

P.S.: Weitere Sternenkind-Geschichten findest du auf meinem Blog in der Rubrik Verwaiste Eltern.

SAG ES WEITER: