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„Das Herz schlägt nicht mehr“, sagte die Ärztin

„Das Herz schlägt nicht mehr“ – diesen Satz hörte Sandra zweimal in ihrem Leben. Sie musste zwei ihrer Kinder im zweiten Trimester gehen lassen, weitere zwei im ersten Trimester. Sie ist kein Einzelfall und doch eine der wenigen, die offen darüber spricht bzw. schreibt.

In diesem Artikel erzählt Sandra von den Erlebnissen mit ihren Sternenkindern, wie sich ihr Umgang mit der Trauer wandelte und wie ihr Mann und sie bis zum Ende die Hoffnung nicht aufgaben.

Im April 1995 wurde nach einer unbeschwerlichen und problemlosen Schwangerschaft, mit nur 3x Ultraschall (US), unsere große Tochter geboren.
Mein Traum waren immer zwei Kinder, doch mein Mann fand immer einen Grund, dass es nicht der passende Zeitpunkt wäre. Aber wann ist der schon?
Im März 2007 entschieden wir uns nach einem längeren Gespräch mit allen „Für“ und „Wieder“ für ein Geschwisterchen. Wie groß war meine Freude, als es gleich im 1. Übungszyklus klappte.

Es gab eine erste Auffälligkeit beim Baby

Leider verlief die Schwangerschaft ab der 13. Schwangerschaftswoche (SSW) unter einem schlechten Stern. Beim Ersttrimester-Screening wurde eine Nackenfalte von 8,6mm gemessen.

Zwei Tage später wurde eine Chorionzottenbiopsie durchgeführt. Bei dieser vorgeburtlichen Untersuchung, oft auch Zottenhaut-Test genannt, können durch eine Gewebeentnahme Chromosomen-Anomalien und Stoffwechselstörungen beim Baby ab der 11. SSW festgestellt werden.

Zum Glück gab es Entwarnung. Bis auf die erhöhte Nackentransparenz, also Nackenfalte, wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Wir erfuhren, dass wir wieder eine Tochter bekommen würden und freuten uns.

Allerdings wurde die Freude etwas getrübt, denn im Befund stand: „Wir weisen darauf hin, dass bei einer Chorionzottenbiopsie (insbesondere nach einem auffälligen sonographischem Befund) nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei Nachweis eines unauffälligen weiblichen Karyotyps möglicherweise mütterliche Zellen untersucht wurden.“ Dennoch versuchte ich, positiv in die Zukunft zu schauen. Uns wird es doch nicht treffen!

Leider war bei jedem Ultraschall die Nackenfalte verdickt. Mein Frauenarzt vertröstete uns immer auf die Feinsonographie. Als ich die ersten Bewegungen spürte, war ich wieder voller Hoffnung. Doch dann spürte ich die Maus am Wochenende nicht.

Solange das Herz schlägt, ist alles gut

Unser Urlaub lag vor uns und wir wollten am Dienstag darauf in ein Feriendorf fahren. Ich war Ende 18./Anfang 19. SSW. Meine Familie wollte ich nicht beunruhigen und sagte nichts. Am Montag sagte ich schließlich zu meinem Mann:

„Ich möchte lieber noch einmal zum Frauenarzt fahren, denn ich habe ein ungutes Gefühl. Ich spüre die Kleine nicht.“

Mein Mann fuhr mich sofort. Der Frauenarzt machte einen Ultraschall und wunderte sich, dass unsere Maus sich nicht bewegte. Er sagte, dass sie etwas wenig Fruchtwasser hat.

Mein Mann fragte, ob wir lieber einen Spezialisten aufsuchen sollten, doch der Arzt vertröstete uns wieder auf die Feinsonographie, welche 14 Tage später stattfinden sollte. Er meinte noch, wenn das Herz schlägt, ist alles in Ordnung.

Ich konnte jedoch nicht so lange warten, ich war zu unruhig. So rief ich in der Uniklinik an, wo die Feinsonographie stattfinden sollte. Auch dort wurde ich vertröstet, ebenfalls nach dem Motto „Solange das Herz schlägt, ist alles gut“. Man konnte mich nicht dazwischen schieben.

Der Herzschlag setzt ab und zu aus

Vor lauter Sorge konnte ich nicht auf die Feinsonographie warten und rief doch einen Spezialisten an. Dort wurde ich auch erst vertröstet. Nachdem ich sagte, dass ich fix und fertig bin, durften wir am nächsten Tag um 16 Uhr vorbeikommen.

So fuhren wir nicht in den Urlaub, sondern zu dem Spezialisten. Wir waren um 18 Uhr die letzten Patienten. Der Arzt schaute sich die Befunde an, die ich mitgebracht hatte, und meinte, es sieht doch alles gut aus.

Dann kam der Ultraschall und seine Worte werde ich nie vergessen. Er sagte wortwörtlich:

„Um Gottes Willen, Kinder! Das könnt ihr sofort abbrechen.“

In mir brach eine Welt zusammen.

Er meinte noch: „Die Maße stimmen überhaupt nicht, es ist etwa 2 Wochen zurück. Das hätte schon längst beendet werden können“ und „Es kann sich gar nicht bewegen, es ist ein Trockenschwimmer. Da ist kein Fruchtwasser mehr da.“

Die Herztöne wurden überprüft. Sie setzten bereits ab und zu aus. Dazu erklärte der Arzt:

„Das Herz schlägt höchstens noch 2-3 Tage. So lange müsst ihr aber nicht warten.“

Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Der Arzt rief in der Uniklinik an, wo ich am nächsten Tag um 9 Uhr erscheinen sollte. Zu Hause habe ich mit unserer großen Tochter geweint. An Schlaf war nicht zu denken. Immer wieder fing ich zu weinen an.

19. SSW: Das Herz schlägt nicht mehr

Am nächsten Tag, am 15.08., waren wir pünktlich in der Uniklinik und zwischen halb und um 11 endlich an der Reihe.

Zuerst wieder ein Gespräch, dann der Ultraschall und schließlich sagte die sehr empathische Ärztin:

„Es ist zwar im Moment kein Trost für Sie, aber die Natur ist Ihnen zuvor gekommen. Das Herz schlägt nicht mehr.“

Und plötzlich schlug Leonies Herz nicht mehr

Obwohl wir wussten, dass wir unser Kind verlieren werden, konnte ich es nicht realisieren. Es brach eine Welt in mir zusammen. Wieder fing ich zu weinen an.

Auch diese Ärztin sagte, dass die Kleine ca. 2 Wochen zurück ist und die Schwangerschaft schon längst hätte beendet werden können. Sie rief gleich auf der Wöchnerinnenstation an, ob ein Bett frei ist. Der nächste Schock für mich. Sie sah meinen Blick und beruhigte mich: „Keine Sorge, wir haben einen separaten Bereich für solche Fälle.“

Zum Glück bekam ich ein Einzelzimmer. Es kamen ein Arzt und eine Psychotherapeutin. Die Therapeutin habe ich allerdings nicht wahrgenommen. Der Arzt erklärte uns, wie es nun weiter geht: „Sie bekommen ab 14 Uhr alle 4 Stunden eine Tablette, welche die Wehen auslösen sollen. Wenn bis morgen 14 Uhr nichts passiert, wird die Dosis auf 1,5 Tabletten erhöht und am übernächsten Tag auf 2.“

„Es kann schnell gehen, sich aber auch 4-5 Tage hinziehen“, erklärte der Arzt. Der nächste Schock! Dass die Kleine bereits nicht mehr lebte, war nicht gerade förderlich. Ich stand neben mir und konnte nicht klar denken.

Meine Tochter kam still zur Welt

Ich habe mich zusammengerissen, nicht wieder zu weinen, habe nur geschluchzt, den Kopf geschüttelt oder genickt. Bei diesem Gespräch wurden wir auch auf eine Sammelbestattung angesprochen und ob wir eine Karte mit den Fußabdrücken haben möchten. Aber ich konnte nur den Kopf schütteln.

Mein Mann sagte gar nichts. Mir wurde auch psychologische Betreuung angeboten, worauf ich jedoch nicht reagierte.

Und kurz danach ging es auch schon los. Um 14 Uhr bekam ich, wie besprochen, die erste Cytotec. Auch diese Nacht schlief ich kaum und weinte immer wieder.

Am 16.08.2007 brachte ich unsere Tochter, meine kleine Maus, wie ich sie immer liebevoll nannte, in der 19. SSW um 9:40 Uhr still zur Welt.

„Es war zwar nicht schmerzhaft, aber das Gefühl werde ich wohl nie vergessen. Es war so still! Sollte ein Baby nicht nach der Geburt schreien? Es blieb still, zu still.“

Ich fing sofort an zu weinen und die Ärztin sagte: „Drehen Sie den Kopf weg. Es wäre nicht lebensfähig gewesen.“ Ich wollte unsere Tochter nicht sehen.

Am Entlassungstag war die Psychologin noch einmal bei mir. Wir haben ein längeres Gespräch geführt. An diesem Tag ging es mir „relativ gut“.

Es war überstanden und ich wollte alles hinter mir lassen. Sie gab mir ihre Telefonnummer. Ich dachte‚ ich bräuchte sie nicht. Doch es kam anders…

Als der Schock nachließ

Meine Familie tröstete mich, so gut sie konnte. Ich hatte immer wieder Tiefs, so dass ich mich entschied, die Psychotherapeutin doch anzurufen. Ich denke, dass im Krankenhaus der Schock überwog oder es eine Art Schutzmechanismus war, dass es mir „relativ gut“ ging.

Ich nahm dann das Angebot der Psychologin an und vereinbarte einen Termin bei ihr.

Bei der pathologischen Untersuchung wurden Hinweise auf eine Chromosomenaberration im Sinne von Monosomie X0 (UTS) gefunden. Beim sogenannten Ulrich-Turner-Syndrom, das nur bei Mädchen vorkommt, fehlt eines von zwei weiblichen Geschlechtschromosomen (X-Chromosomen) oder es ist stark verändert. 100%ig konnte dies bei meiner kleinen Maus jedoch nicht mehr nachgewiesen werden, da aus dem zur Untersuchung eingesandten Material kein Zellwachstum mehr stattfand.

Später bereute ich bitter, dass ich unsere Tochter nicht gesehen habe und ihr keinen Namen gab. Sie würde meine kleine Maus bleiben. Ebenso bereute ich, dass ich sie nicht bestatten lassen habe.

Ich war mehrfach bei der Psychologin. Die Gespräche taten mir sehr gut, auch wenn ich mich nicht immer richtig öffnen konnte.

Beim nächsten Baby gab es gar keinen Herzschlag

Irgendwann kam der Kinderwunsch zurück. Ich konnte jedoch nicht vor dem errechneten Entbindungstermin, dem 11.01.2008, beginnen. Das wäre mir falsch vorgekommen.

Im März 2008 entschieden wir, dass wir noch einen Versuch wagen und im Juni 2008 testete ich wieder positiv. Die Freude war verhalten. Leider endete die Schwangerschaft dann in der 9. SSW in einer Fehlgeburt.

Es gab nie einen Herzschlag. Mein Frauenarzt meinte zwar Anfang der 8. SSW einen zaghaften Herzschlag gesehen zu haben, der Arzt in der Uniklinik bezweifelte dies jedoch. Ich war einen Tag nach der Diagnose zur Ausschabung in der Uniklinik.

Diese Fehlgeburt verkraftete ich um einiges besser als die stille Geburt. Unser Sternchen werde ich auch niemals vergessen.

Die Ärztin, welche die Ausschabung durchgeführt hatte, kam zum Entlassungsgespräch und sagte, dass sie nur absaugen musste, was schonender ist. Bei erneutem Kinderwunsch könne ich mich gern an die Uniklinik wenden und würde dort engmaschiger betreut.

Die Sehnsucht nach einem Baby kehrte zurück

Der Kinderwunsch war in die Ferne gerückt. Doch er kam wieder: Ende November / Anfang Dezember 2008 testete ich erneut positiv.

„Ich blickte positiv in die Zukunft. Ein 3. Mal wird es uns nicht treffen!? Im Hinterkopf war jedoch immer die Angst.“

Beim Ersttrimester-Screening wurde eine Nackenfalte von 2,5mm gemessen. Diese war laut Arzt grenzwertig.

Wir ließen aus Angst, dass auch unser Sohn krank sein könnte, eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen. Das Risiko eines Blasensprungs gingen wir ein, mit dem Gedanken ‚die Chorionzottenbiopsie war viel riskanter und ist gut gegangen, da geht die Fruchtwasseruntersuchung auch gut‘.

Das Schicksal meinte es jedoch nicht gut mit uns. Wir sollten zu den 5% gehören, bei denen es nicht gut ausgeht. Zwei Nächte später hatte ich einen Blasensprung und verlor sehr viel Fruchtwasser. Wir sind gleich in die Uniklinik gefahren, auch dort verlor ich noch Fruchtwasser.

Wieder musste ich ein Baby gehen lassen

Ich fragte die Ärztin, ob unser Sohn zu retten ist. Sie schüttelte stumm den Kopf. Dann sagte sie, dass er bereits in Geburtsposition liegt und kaum noch Fruchtwasser vorhanden ist. Unsere Hoffnung wurde zerstört.

Erneut brach meine Welt zusammen und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich musste im Krankenhaus bleiben und hatte am nächsten Tag ein ausführliches Gespräch mit einem anderen Arzt.

Er erläuterte uns die extrem schlechte Prognose. Schweren Herzens entschieden wir uns, die Schwangerschaft zu beenden.

Der Arzt sagte: „Wir leiten die Geburt ab morgen früh 9 Uhr mit Cytotec ein. So können Sie noch eine Nacht schlafen und Kraft tanken.“

An Schlaf war jedoch nicht zu denken, da ich, wie im Jahr 2007, immer wieder zu weinen anfing.

Am 28.02.2009 brachte ich um 23:55 Uhr unseren Sohn in der 17. SSW zur Welt. Wieder blieb es nach der Geburt still.

Als Tims Herz nicht mehr schlug

Nach dieser stillen Geburt reagierte ich anders

Ich fing zu weinen an, sagte aber, dass ich meinen Sohn sehen möchte. Die Hebamme nahm ihn erst einmal mit und brachte ihn mir kurze Zeit später.

Er lag in einem kleinen Weidenkörbchen und war mit einer Mullwindel zugedeckt.

Ich war ganz überwältigt. Er sah so friedlich aus, als würde er schlafen. Ich fragte, ob ich die Windel wegnehmen könnte. Die Hebamme sagte ja. Dann ließ sie mich allein.

Unser Sohn sah so vollkommen aus. Er hätte nur noch wachsen müssen. Er war schon ein vollkommener kleiner Mensch. Man konnte alles erkennen: das Gesicht, die Ohren, die Finger und Zehen.

Ich war wie gelähmt und konnte nicht mehr weinen. Ich konnte den Blick nicht von meinem Sohn abwenden. Aber ich wagte es nicht, ihn zu berühren. Nur kurz berührte ich sein Köpfchen, zog meine Hand aber erschrocken zurück, als er zur Seite rollte.

Wir nahmen gemeinsam Abschied von unserem Sohn

Mein Mann rief am nächsten Tag sehr früh an. Ich erzählte ihm, dass ich es geschafft habe und wir weinten beide am Telefon.

Er kam recht schnell zu mir. Ich sagte ihm, dass gleich unser Sohn gebracht wird, er ihn aber nicht ansehen muss, wenn er nicht möchte. Da ging die Tür schon auf und unser Sohn wurde gebracht. Wieder weinten wir beide.

Unser Sohn sah immer noch ganz friedlich aus, als würde er schlafen. Ein paar wenige Fotos haben wir von unserem Sohn (da wir nicht in der Lage waren, mehr Fotos zu machen, leider zu wenig). Mir half es in der Trauerarbeit sehr, unseren Sohn gesehen zu haben. Meinem Mann dagegen nicht.

Mein Mann sagte, dass wir dieses Mal die Sammelbestattung mitmachen sollten. Das hatte ich sowieso vor. Den gleichen Fehler wie 2007 wollte ich nicht wieder machen.

Ich sagte, dass wir unserem Sohn auch einen Namen geben sollten. Mein Mann sagte: „Tim Pascal, das wolltet ihr Mädels doch.“ Wir weinten wieder.

Kurz vor der Sammelbestattung rief ich die Seelsorgerin an, welche die Bestattung durchführen würde, und fragte sie, ob auch die Kinder mitbestattet werden, selbst wenn sich die Eltern gegen die Bestattung entschieden, so wie wir 2007. Sie sagte, ab einer bestimmten Schwangerschaftswoche schon, aber genau wusste sie nicht ab welcher Woche.

Am nächsten Tag rief sie mich zurück und sagte, dass unsere Tochter mitbestattet wurde. Sie zeigte uns zur Bestattung die Stelle, wo unsere Tochter ruht.

Nun bekam auch unsere Tochter ihren Namen – Leonie Michelle.

Tim Pascal und Leonie Michelle – sichtbar und unvergessen

So schwer es ist, zu wissen, da ruhen die beiden, obwohl sie bei uns sein sollten, so tröstlich ist es, dass sie nah beieinander liegen und wir einen Ort haben, an dem wir ihnen ganz nah sein können. Wobei sie immer ganz nah bei uns sind, denn sie haben ihren Platz in unseren Herzen.

Von Leonie gibt es leider nur medizinische Fotos. Was gäbe ich dafür, wenigstens ein Foto von ihr zu haben, das denen von Tim ähnelt.

Wir haben von beiden eine Geburtskarte mit den Geburtsdaten und den Fußabdrücken. Ende 2015 ließen wir sie ins Stammbuch eintragen. Dies ist durch eine Petition der Familie Martin aus Hessen, für die ich auch unterschrieben habe, seit Mai 2013 möglich.

Und dann gab es doch einen ersten Schrei

Nachdem ich im Oktober 2009 einen frühen Abgang hatte, unser Pünktchen verließ uns bereits in der in der 6. SSW, durften wir im Januar 2010 wieder positiv testen.

Nach einer unkomplizierten, jedoch von Ängsten überschatteten Schwangerschaft durften wir im September 2010 nach Einleitung 5 Tage vor dem eigentlichen ET unsere kleine Tochter in die Arme schließen.

Als ich ihren ersten Schrei hörte, fiel mir ein Stein und nach „erfolgreich bestandener“ U1 ein ganzes Gebirge vom Herzen. Sie ist unser aller Stolz und hat in Leonie und Tim die besten Schutzengel, die man sich wünschen kann. Sie wachen ganz sicher über ihre kleine Schwester und unsere Familie.

Während der Schwangerschaft begleiteten mich sowohl meine „alte“ Psychologin, die seit Januar 2010 wieder im Dienst war, als auch die Seelsorgerin. Die Gespräche mit beiden taten mir immer gut.

Auch meine Familie war mir immer eine große Stütze.

Als wir Leonie und Tim das erste Mal mit unserer kleinen Tochter an ihrer Ruhestätte besuchten, sagte mein Mann: „Schaut, hier ist sie! Passt schön auf sie auf!“ und „Mit ihrer Geburt hat der lange und steinige Weg seinen Sinn gefunden und der Kreis hat sich geschlossen.“

Seine Worte rührten mich zu Tränen. Wir nahmen uns ganz fest in die Arme.

Leonie Michelle und Tim Pascal haben ihren Platz in unseren Herzen und werden nie vergessen sein!

Das hat mir nach dem Tod meiner Kinder geholfen

Geschenke und Andenken an meine Sternenkinder

Als Zeichen des Mitgefühls bekam ich nach Leonies Geburt eine Rose von den Eltern der Freundin unserer großen Tochter geschenkt. Sie steht immer noch in unserem Garten. Jedes Jahr erfreue ich mich an ihren Blüten. Die erste Blüte im Jahr hat immer eine besondere Bedeutung für mich.

Nachdem die Seelsorgerin bei der Sammelbestattung von Schmetterlingskindern sprach, kam mein Mann auf die Idee, bei der Rose drei Schmetterlinge anzubringen – einen für Leonie, einen für Tim und einen für Sternchen. Dass Pünktchen seinen Geschwistern folgen würde, wussten wir damals noch nicht.

Ich habe auch viele Erinnerungsstücke von Sternenzauber-Frühchenwunder und lieben Sternenmamas, welche ich bei Instagram kennengelernt habe.

Nach Tims Geburt bekam ich von einer lieben Freundin, welche mich im Krankenhaus besuchte, einen Engel und eine Karte und von einer anderen Freundin eine Karte geschenkt. Als ich zu Hause war, sagte unsere große Tochter: „Lass uns eine Gedenkecke gestalten.“ Dies machten wir. Die Gedenkecke wechselte mehrfach ihren Platz und vergrößerte sich.

Gedenkecke für die Sternenkinder Leonie und Tim

Rituale zur Trauerverarbeitung

Ich habe einige Wochen nach Leonies Geburt begonnen Tagebuch zu schreiben – rückwirkend ab Beginn der Schwangerschaft. Nichts ahnend, dass sich noch 3 traurige Kapitel anschließen werden.

Das Schreiben hat mir bei der Verarbeitung geholfen. Noch heute schreibe ich in das Tagebuch, mittlerweile in das 10. Buch.

Trauertagebücher sind eine gute Möglichkeit, seine Trauer zu verarbeiten.

Nach Leonies Geburt begann ich jeden Abend eine Kerze anzuzünden. Dieses Ritual behielt ich bis weit nach der Geburt unserer kleinsten Tochter bei.

Anfangs legte ich Wert darauf, dass ich sie immer auspustete. Dann durften auch mein Mann oder unsere kleine Tochter die Kerze auspusten.

Mittlerweile zünde ich die Kerze nicht mehr jeden Abend an, zu besonderen Anlässen leuchten sie und meist pusten mein Mann und ich sie zusammen aus.

Mehrmals im Jahr besuchen mein Mann und ich unsere Leonie und unseren Tim an ihrer Ruhestätte. Da die beiden nicht in unserem Ort bestattet wurden, sondern in der nächsten Stadt, ist es leider nicht so oft möglich, dorthin zu fahren. Aber die Besuche sind uns sehr wichtig.

Austausch mit Gleichgesinnten und Fachpersonal

Ich meldete mich nach Leonies Geburt im Forum Urbia an. Dort konnte ich mich mit Gleichgesinnten austauschen und es entstanden echte Freundschaften. Einige halten noch heute und es gab bereits persönliche Treffen.

Im Februar 2020 erstellte ich für Leonie und Tim einen Account bei Instagram.

Zum Einen, um noch einmal die Verluste zu verarbeiten, und zum Anderen, um anderen (zukünftigen) Sternenmamas/papas zu zeigen, dass sie nicht allein sind und dass es sich lohnt zu kämpfen.

Ich habe noch heute Kontakt zu einem Arzt, der mir damals mit einem Gespräch geholfen hat, nicht aufzugeben, und zu meiner früheren Psychologin. Drei bis vier Mal im Jahr schreibe ich ihr eine Mail und berichte über die Fortschritte unserer jüngsten Tochter, aber auch über Leonie und Tim.

Zur ehemaligen Klinik-Seelsorgerin, sie ist mittlerweile im Ruhestand, habe ich ebenso noch Kontakt. Zwischen uns hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt.

Ich wollte nach Leonies Geburt niemanden sehen, mit niemanden reden, bis ich merkte, das reden hilft.

Das möchte ich anderen Sterneneltern mit auf den Weg geben

  • Nehmt euch Zeit für die Entscheidung, wie es nach einer niederschmetternden Diagnose weitergehen soll. Holt euch eine Zweit- oder auch Drittmeinung ein.
  • Schaut euch euer Kind an, kuschelt es und saugt so viele Eindrücke wie möglich auf. Macht Fotos oder lasst sie von jemandem machen, solltet ihr nicht in der Lage sein. Es sind die einzigen Erinnerungen, die an euer Kind bleiben.
  • Schreibt alles auf, eure Gedanken, Gefühle, den Verlauf der Schwangerschaft, die Geburt und Zeit danach. Die Erinnerungen verblassen, das Geschriebene bleibt.
  • Schafft euch Andenken, eine Gedenkecke, pflanzt eine Rose, eine andere Blume oder einen Baum. Zündet abends eine Kerze an. Schafft euch Rituale.
  • Redet über euer Kind. Zeigt, wenn ihr traurig seid. Werdet – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben – auch wieder glücklich. Dieser Prozess wird länger dauern, aber das Glück wird, wenn anfangs unvorstellbar, wieder kommen. Eure Kinder möchten nicht, dass ihr ununterbrochen traurig sein.
  • Ihr seid nicht allein.

Persönliche Worte von mir (Stefanie)

Liebe Sandra, ich war sehr ergriffen, als ich deine Geschichte gelesen habe. Gleich vier Kinder musstest ihr gehen lassen. Sie wachen nun über dich, deinen Mann und eure lebenden Kindern.

Das Schicksal meinte es lange nicht gut mit euch. Umso mehr freute ich mich, dass ihr doch noch ein Wunder in die Arme schließen durftet. Danke für deinen Mut, deine Geschichte zu erzählen! Danke, dass du damit vielen Sternenmamas Hoffnung schenkst.

Möchtest du Sandra ebenfalls ein paar Worte zukommen lassen? Dann melde dich entweder direkt bei ihr via Instagram oder hinterlasse unten einen Kommentar für sie. 👇

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