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Was ist ein Sternenkind? Bedeutung, Definition & rechtliche Infos

Die Frage „Was ist ein Sternenkind?“ beschäftigte mich, als mir nach dem Tod meines Sohnes Dominik dieser Begriff immer wieder begegnete. In Gesprächen, in Magazinen und sogar in Nachrichten von Familien und Freunden tauchte er auf. Ich wusste jedoch nicht, was dieses Wort bedeutete. Also googelte ich:

Ein Sternenkind ist ein Kind, das vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben ist.

Was mit einer kurzen Recherche begann, tat sich als Tabuthema auf, dessen Umfang größer war, als ich geahnt habe. Ein Themenbereich, der mir bereits sehr vertraut war, von dessen Existenz ich jedoch nicht wusste.

In diesem Artikel erfährst du mehr über die Herkunft des Begriffs, rechtliche Regelungen, medizinische Einordnung und Hilfsangebote.

Was ist ein Sternenkind?

Ein Sternenkind ist ein Kind, das während der Schwangerschaft, während der Geburt oder danach gestorben ist. Kurz: Ein Sternenkind ist ein verstorbenes Kind.

Es sind Kinder, die zu den Sternen reisten, noch bevor sie das Licht der Welt erblickten oder eben nur kurz. Ihr Leben endete, noch bevor es richtig anfing. Der Begriff gibt Eltern und Angehörigen die Möglichkeit, ihr Kind liebevoll zu benennen und sichtbar zu machen.

Im weiteren Sinne sind ältere, verstorbene Kinder ebenso Sternenkinder. Egal, ob sie mit 2, 12 oder 22 Jahre starben. Kinder bleiben Kinder. Und wenn sie sterben, ist das das Schlimmste, was den Eltern passieren kann.

Der Definition nach bin ich also 6fache Sternenkind-Mama. Fünf meiner Kinder starben in der Frühschwangerschaft zwischen der 6. und 11. Schwangerschaftswoche und eines, mein Dominik, 5 Tage nach seiner Geburt.

Sternenkind: Herkunft und emotionale Bedeutung des Begriffs

Der Begriff Sternenkind stammt vermutlich aus religiösen Vorstellungen, nach denen verstorbene Kinder in den Himmel „zu den Sternen“ gehen. Die Annahme, dass sie friedlich dorthin schweben oder fliegen, es sich auf einer Wolke oder einem Stern gemütlich machten, ließ die Menschen von Sternenkindern, Engelskinder oder Schmetterlingskinder reden.

Auch wenn ein Engel und ein Schmetterling genauso wie ein Stern himmlische Motive sind, ist die Bezeichnung Sternenkind inzwischen am geläufigsten.

In der englischen Sprache hat sich übrigens der Begriff „angel child“ bzw. „angel baby“ durchgesetzt. „Star child“ wird ebenfalls, wenn auch seltener, genutzt.

Diese Begriffe sind in jedem Fall emotional leichter zu tragen als die rein medizinischen Bezeichnungen.

Rechtliche Lage: Standesamtsbescheinigung für Sternenkinder

Eine offizielle Anerkennung des Kindes kann den Eltern im Trauerprozess sehr helfen. Daher kann man sich heute kaum vorstellen, dass es lange Zeit keine Bescheinigungen für die ganz kleinen Sternenkinder gab.

Bescheinigung für Sternenkinder unter 500 Gramm

Seit dem 15. Mai 2013 können Eltern auch Kinder unter 500 Gramm Geburtsgewicht offiziell beim Standesamt eintragen lassen. Zuvor galten diese Kinder rechtlich nicht als geboren und wurden oft nicht dokumentiert. Sie wurden sogar als „klinischer Abfall“ entsorgt, obwohl sie bereits Teil ihrer Familie waren.

Mit diesem Gesetz erhielten die Sternenkind-Eltern eine offizielle Bestätigung darüber, dass ihr Kind, auch wenn es noch ganz klein war, existiert hat.

Wie du eine Sternenkind-Urkunde beantragst:

  • Zuständiges Standesamt des Geburtsortes kontaktieren
  • Mutterpass oder ärztliche Bescheinigung vorlegen
  • Kosten: ca. 10 Euro (häufig sogar kostenlos)
  • Angaben wie Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Geburtsort und Eltern werden dokumentiert
  • Bescheinigung ist auch rückwirkend ohne zeitliche Begrenzung möglich

Mehr über die gesetzliche Regelung findest du hier.

Diese Gesetzesänderung wurde dank einer Petition von Barbara und Mario Martin erreicht, die mehr als 40.000 Unterstützer fand. Manchmal hilft es, laut zu werden!

Auch Natascha Sorgorski wurde laut – selbst betroffen von einer Fehlgeburt in der 10. Schwangerschaftswoche – und initiierte eine Petition mit dem Titel „Gestaffelter Mutterschutz nach Fehlgeburten“. Erfahre hier, welchen Weg sie mit ihrer Petition gegangen ist und welche Gesetzesänderung sie damit bewirkt hat.

Bescheinigung für Sternenkinder über 500 Gramm

Für Sternenkinder, die bei der Geburt über 500 Gramm wiegen, stellt das Standesamt automatisch eine Geburtsurkunde aus. Dieses Gewicht wird meist in der 24. Schwangerschaftswoche erreicht. Also weit über die Hälfte einer Schwangerschaft.

Zusätzlich erhalten die Eltern auf Wunsch eine Sterbeurkunde und haben die Pflicht, ihr Sternenkind bestatten zu lassen. 

Medizinischer Kontext: Fehlgeburt, Totgeburt, kleine und stille Geburt

In der Medizin werden Kinder, die bereits im Mutterleib versterben, als Fehlgeburten (Abort) und Totgeburten bezeichnet. Je nach dem in welchem Stadium ihre Herzchen aufhörten zu schlagen. Diese Begriffe beziehen sich auf den Prozess des Todes und sind dadurch negativ behaftet.

Emotional besser zu verkraften sind hingegen die Beschreibungen „kleine“ und „stille“ Geburten. Auch diese Begriffe beziehen sich auf den Sterbeprozess der Sternenkinder, hören sich aber würdevoller an.

Definition Fehlgeburt / kleine Geburt

Ein Kind gilt als Fehlgeburt, wenn es vor der 24. Schwangerschaftswoche und mit weniger als 500 Gramm geboren wird. In diesem Fall kommt das Kind durch eine kleine Geburt zur Welt.

> Ausführliche Informationen zum Thema Fehlgeburt gibt es hier.

Definition Totgeburt / stille Geburt

Von einer Totgeburt oder stillen Geburt spricht man, wenn das im Mutterleib oder während der Geburt verstorbene Kind mehr als 500 Gramm wiegt. Das Kind ist zwar größer, dennoch still, wenn es geboren wird. Es gibt keinen ersten Schrei, auf den die Eltern so gehofft haben.

Früher, bis in die 1980er, wurden Sternenkinder in diesem Stadium nicht beerdigt und teilweise entsorgt. Man ging damals davon aus, den Eltern des Sternenkindes damit das Trauma zu ersparen, das sie erleiden würden, wenn sie ihr totes Kind sehen oder gar berühren würden.

Heute wissen die meisten Beteiligten, dass genau das den verwaisten Eltern bei der Trauerverarbeitung hilft. Somit wird ihnen heute ermöglicht, ihr verstorbenes Kind zu sehen, zu halten, zu verabschieden und Erinnerungen zu schaffen.

Gesellschaftlicher Wandel: Vom Tabuthema zur Anerkennung

Sternenkinder waren lange tabuisiert. Viele Familien erhielten keine Möglichkeit zu trauern. Erst seit einigen Jahrzehnten gibt es ein Umdenken: Verstorbene Kinder werden heute zeremoniell bestattet, Erinnerungen dürfen bewahrt werden und trauernde Eltern finden mehr gesellschaftliche Anerkennung.

Der Fokus liegt nicht mehr dauerhaft auf dem Versterben der Kinder, sondern auf der gemeinsamen Zeit, die man mit ihnen hatte. Immerhin haben die verwaisten (Groß-)Mütter, (Groß-)Väter und Geschwister eine emotionale Bindung zum Kind aufgebaut, ohne das sie fortan weiterleben müssen.

Trauerbegleitung, Selbsthilfe und Unterstützung für Sternkind-Eltern

Der Verlust eines Kindes ist eine der größten Herausforderungen, die Eltern erleben können. Eine liebevolle Begleitung ist entscheidend für die Trauerbewältigung.

Selbsthilfegruppen und Anlaufstellen

Tipps für Angehörige

  • Zuhören, Raum für Trauer geben und einfach nur da sein
  • Erinnerungen an das Kind wertschätzen
  • Praktische Unterstützung im Alltag anbieten (einkaufen gehen, mit lebenden Geschwisterkindern auf den Spielplatz gehen, Essen kochen, etc)

FAQ: Häufige Fragen rund um Sternenkinder

Ab wann gilt ein Kind als Sternenkind?

Offiziell werden Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben, Sternenkinder genannt – unabhängig von Schwangerschaftswoche oder Gewicht.

Wie beantragt man eine Sternenkind-Bescheinigung?

Sofern das Sternenkind unter 500 Gramm bei seiner Geburt wog, erhält man gegen Vorlage des Mutterpasses oder ärztlicher Bescheinigung und ca. 10€ (oft sogar kostenlos) beim Standesamt des Ortes, in dem die Geburt stattfand, eine Bescheinigung. Auch rückwirkend ist dies jederzeit möglich. Trauerarbeit kennt hier keine zeitliche Begrenzung.

Für Sternenkinder über 500 Gramm oder (gewichtsunabhängig) ab der 24.Schwangerschaftswoche erhält man eine Geburtsurkunde.

Gibt es Mutterschutz nach einer Fehlgeburt?

Seit 1. Juni 2025 gibt es gestaffelten Mutterschutz. Bei einer Fehlgeburt/ kleinen Geburt ab der 13. Woche gibt es eine Schutzfrist von 2 Wochen, ab der 17. Woche eine Schutzfrist von 6 Wochen, ab der 20. Woche eine Schutzfrist von 8 Wochen.

Was ist der Unterschied zwischen Sternenkind und Regenbogenkind?

Ein Regenbogenkind ist ein lebend geborenes Kind, das nach einem verstorbenen Geschwisterkind zur Welt kommt. Es symbolisiert Hoffnung nach all der Trauer.

Welche Bestattungsmöglichkeiten gibt es für Sternenkinder?

Die meisten Kliniken bieten zu bestimmten Terminen im Jahr Sammelbestattungen an. Eltern können sich jedoch auch für eine individuelle Beisetzung bzw. Einzelbestattung entscheiden. Auch sehr kleine Sternenkinder dürfen bestattet werden.

Viele Friedhöfe haben inzwischen eigene Gedenkorte für Sternenkinder. Frag‘ am besten im Krankenhaus und einem Sternenkind-Verein in deiner Nähe nach bzw. lass‘ deine Verwandten und Freunde recherchieren.

Wie können Angehörige betroffenen Eltern helfen?

Verständnis zeigen, aktives Zuhören und emotionale Unterstützung sind wichtig. Praktische Hilfe im Alltag und konkrete Aufgaben werden oft dankbar angenommen und sensible Fragen und Beileidsbekundungen sind oft wichtiger als Ratschläge.

Warum ist die Begriffsverwendung wichtig?

Worte wie „Sternenkind“ oder „Himmelskind“ helfen den trauernden Eltern, ihr Kind würdevoll zu benennen und den Verlust sichtbarer zu machen. Fachbegriffe wie „Fehlgeburt“ oder „Totgeburt“ wirken verletzend und abwertend.

Dieser Artikel soll Sternenkind-Eltern Mut machen, ihre Kinder sichtbar zu machen und sich Zeit für ihre Trauer zu nehmen. Sternenkinder sind Kinder – geliebt und unvergessen.

Gibt es in deiner Familie auch ein Sternenkind?
Welche Erfahrungen hast du mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten gemacht?
Erzähle es mir gern in den Kommentaren.

SAG ES WEITER:

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Johanna Zimmer

    Hallo,
    Ich habe eine Frage, unzwar hat eine junge Frau ihr Baby in der 30Ssw Totgeboren und behauptet das man ihr sagte, ihr Kind sei kein Sternenkind, da es mehr wie 500g wog und später als der 24Ssw geboren wurde. Sie meinte Sternenkinder sagt man nur zu Babys unter 500g und vor der 24Ssw.
    Aber das ist doch falsch?!
    Jedes Baby was vor, während, kurz nach der Geburt oder im 1. Lebensjahr verstorben ist, ist doch ein Sternenkind?
    Das mit den 500g & 24Ssw hat doch einzig und allein etwas mit dem Personenregister und der Bestattungspflicht zu tun?
    Sie meinte in ihren Dokumenten steht auch nichts über „Sternenkind“ sondern nur Totgeburt.
    Aber es steht doch egal wie weit die Schwangerschaft war oder wie schwer das Baby war, nirgendwo „offiziell“ Sternenkind, sondern Fehlgeburt, bzw Abort, Spät Abort, Frühabort, Totgeburt usw.
    Untereinander als Sternenkind Eltern nennen wir doch unsere Babys Sternenkinder?
    Kannst du mir da eventuell etwas verständlich schreiben, einfach das sie mehrere Meinungen gelesen hat, ihre Trauer bewältigen kann und versteht, das ihr Baby nicht einfach eine Totgeburt ist 🙁
    Oder bitte korrigiere mich wenn sie Recht hat und Ich falsch liege.
    Ich bedanke mich herzlichst bei dir für deine Zeit.
    Ganz liebe Grüße 🙂

    1. Stefanie Goldbrich

      Liebe Johanna,

      herzlichen Dank für deine Anteilnahme. Ich finde es großartig, dass du helfen möchtest und hinterfragst, statt zu schweigen und wegzusehen.
      Ich gebe dir in allen Punkten recht.

      Jedes Baby, das vor, während, kurz nach der Geburt oder im 1. Lebensjahr verstirbt, ist ein Sternenkind. Auch Kinder, die noch älter waren, können liebevoll Sternenkinder genannt werden.

      Der Begriff „Sternenkind“ ist ein emotionaler Begriff, der den Eltern beim Trauern helfen soll. In den Dokumenten wird man ihn daher nicht finden, sondern eher Abort oder Totgeburt. Doch letztlich ist es egal, wann die Kinder starben, ob im Mutterleib oder außerhalb – alle Sternenmamas und Sternenpapas müssen lernen, mit ihrem Verlust klarzukommen. Und mit einem positiv angehauchten, emotionalen Begriff ist das in jedem Fall besser möglich als mit den kalten Begriffen der Medizin.

      Ich hoffe, ich konnte dir damit ein wenig helfen.

      Viele Grüße
      Stefanie

  2. Johanna

    Ich danke dir herzlichst 🤍

  3. Irmi

    Hallo
    Ich habe nach einiger Zeit beschlossen, ich habe kein Sternenkind sondern ein totes Kind. Mein 3. Sohn ist kurz nach einer ziemlich grausamen Frühgeburt verstorben, oder besser, wir haben ihn sterben lassen müssen. Seit ich diesen Mantel/Bezeichnung/Schublade …. Sternenmama , abgelegt habe, geht es mir um einiges besser. Ich persönlich konnte mich nie mit dieser Bezeichnung identifizieren , obwohl ich mich sehr bemüht habe zu dieser Gemeinschaft (vor allem durch das Internet) dazuzugehören.
    Warum? Ich weiß es nicht. Es hat mich wütend gemacht, ich wollte nicht so einen Stempel….vielleicht aber auch weil bei uns hier nie darüber gesprochen wird.
    Lg

    1. Stefanie Goldbrich

      Danke, dass du so offen teilst, wie du dich fühlst und welchen Weg du für dich gewählt hast. Es ist so wichtig, dass jeder seine eigene Sprache und seinen eigenen Umgang mit Trauer findet. Dein Kind ist dein Kind – egal, welche Worte du ihn oder dich benutzt. Dass du für dich entschieden hast, dich von Begriffen zu lösen, die sich für dich nicht richtig anfühlen, zeigt viel Stärke und Selbstfürsorge.

      Es berührt mich, wie ehrlich du beschreibst, dass dich dieser „Stempel“ wütend gemacht hat – und wie du jetzt deinen eigenen Weg gehst.

      Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und Liebe auf deinem Weg und dass du dir immer erlaubst, deinen eigenen Ausdruck und deine eigenen Worte für deinen Verlust und deine Trauer zu wählen.

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