Schwanger nach 2 Fehlgeburten – und selbst die dritte Schwangerschaft war schwierig! Das sind Alexandras Erfahrungen.
Wenn uns das Leben Hindernisse in den Weg stellt, erfordert es Stärke und eine unerschütterliche Hoffnung, sie zu überspringen und weiterzumachen. Alexandra erzählte mir in einem bewegenden Interview von ihrer zutiefst persönlichen Reise. Trotz der zwei Fehlgeburten und den Schwierigkeiten in der Folgeschwangerschaft verlor sie nie die Hoffnung.
Begleite Alexandra im Interview auf dem schmalen Grat zwischen Hoffen und Verlust – immer gepaart mit Mut und Liebe.
Stefanie: Liebe Alexandra, ich habe mich sehr gefreut, als du mich vor ein paar Monaten angeschrieben hast, weil auch du deine Sternenkinder-Geschichte erzählen möchtest. Heute ist es so weit. Stell’ dich doch bitte als erstes kurz vor.
Alexandra: Ich bin 39 Jahre alt und Mutter von 3 Töchtern an der Hand (20, 13 Jahre & fast 2 Jahre). Der Weg zu meiner Kleinsten war aufgrund von zwei vorangegangenen Fehlgeburten wesentlich schwieriger als bei den ersten beiden. Und selbst die Schwangerschaft war nicht einfach. Trotzdem haben wir es gemeinsam gemeistert.
Stefanie: Es ist wundervoll und tatsächlich hoffnungsschenkend, dass ihr es geschafft habt, aber…
Schwanger nach zwei Fehlgeburten – wie fühlte sich das für dich an?
Alexandra: Natürlich hatte ich wahnsinnige Angst, dass ich erneut eine Fehlgeburt erleiden würde, doch irgendwie spürte ich, dass dieses Mal alles gut wird, und ich bald mein kleines Wunder im Arm halten werde.
Trotz allem überwog meine Angst, und ich habe lange gewartet, bis ich allen von meiner Schwangerschaft erzählt habe.
Stefanie: Das verstehe ich. Das habe ich damals genau so gemacht. Interessanterweise habe ich vor einiger Zeit von der Theorie gelesen, dass man ein paar engen Freunden oder Verwandten frühzeitig von der Schwangerschaft erzählen soll. Einfach damit man jemanden hat, der einen auffangen kann, wenn es tatsächlich wieder passiert. Was hältst du von dieser Theorie?
Alexandra: Da bin ich zwiegespalten. Es klingt zwar logisch, hängt aber von den eingeweihten Menschen ab. Nach meinen beiden Fehlgeburten erfuhr ich zum Beispiel nicht die Unterstützung, die ich mir gewünscht hätte. Es war niemand da. Dabei wussten es alle. Ich fühlte mich dadurch allein gelassen.
Stefanie: Das tut mir so leid, liebe Alexandra.
Magst du ein bisschen mehr von deinen Fehlgeburten erzählen?
Alexandra: Ja klar. Mitte 2021 entschieden mein damaliger Freund und ich, dass wir zusammen ein Kind bekommen möchten. Es dauerte auch gar nicht lange und ich hielt einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Voller Freude erzählten wir allen davon.
Stefanie: Doch diese Schwangerschaft endete in einer Fehlgeburt, richtig?
Alexandra: Ganz genau. Im Juli 2021 war ich in der 7. SSW und hatte Blutungen. Es war ein Freitag, so dass ich zur Frauenärztin ging. Sie machte einen Ultraschall, und alles sah gut aus. Sie meinte, wenn es schlimmer wird, soll ich am Wochenende ins Krankenhaus fahren.
Stefanie: Wurde es schlimmer?
Alexandra: Leider ja, also fuhren wir bereits Freitagabend ins Krankenhaus. Die Ärztin war eher kalt und beantwortete meine unsichere Frage mit:
„Ja, sie haben halt eine Fehlgeburt. Das passiert schon mal.“
Das fand ich zwar wenig empathisch, aber sie hatte ja recht. Viel schlimmer fand ich ihre Kommentare im Anschluss:
„Sie haben doch schon zwei gesunde Kinder. Da müssen Sie nicht noch ein Kind bekommen.“
„Warum müssen Sie eigentlich in ihrem Alter noch ein Kind kriegen?“
Da war ich 37.
Stefanie: Was? Das ist nicht nur empathielos und frech, sondern auch diskriminierend. Was machen denn Frauen, die ihren Lieblingsmenschen erst mit Ende 30 kennenlernen? Es muss sich für die Eltern richtig anfühlen, nicht für die Ärzte. Zum Glück hast du dich davon nicht beirren lassen.
Ich hoffe, dass dich diese Ärztin nicht direkt zu einer Ausschabung gedrängt hat?
Alexandra: Tatsächlich war das die einzige gute Aufklärung von ihr. Sie sagte, man könnte eine Ausschabung machen, aber es sähe danach aus, dass alles normal abgeht. So bin ich nach Hause gefahren und die Fehlgeburt fand auf natürlichem Weg statt.
Stefanie: D.h., du hast das allein gemacht?
Alexandra: Ja.
Stefanie: Wurdest du nicht darüber aufgeklärt, dass dich eine Hebamme begleitet hätte können?
Alexandra: Nein. Das wäre schön gewesen, denn man hat ja viele Fragen.
Die erste Fehlgeburt ist genauso wie die erste Geburt. Man weiß nicht, was passiert.
Ich war lediglich am Montag beim Frauenarzt, damit er checken konnte, ob alles rauskam.
Stefanie: Puh! Ich bin etwas verwundert, dass das heute immer noch so läuft wie damals. Deine Geschichte ähnelt meiner ersten Fehlgeburt fast zu 100%. Nur dass das bei mir 2008 war, und ich gehofft hatte, dass man heute weiter ist als damals. Zumindest in Sachen Aufklärung.
Hast du den Verlust dann gut verarbeiten können?
Alexandra: Ja, das habe ich. Ich wusste ja, was eine Fehlgeburt ist und dass sie passieren können.
Meine Schwester Anke hat bereits einige Schwangerschaftsverluste erlitten. Und auch meine Cousinen haben Erfahrungen mit diesem Thema gemacht, bei Pia löste die Fehlgeburt sogar ein Trauma aus. Daher hat mich mein Verlust nicht aus der Bahn geworfen, obwohl ich natürlich traurig war, dass unser Traum geplatzt ist. Außerdem habe ich mich oft gefragt, ob ich überhaupt noch mal schwanger werde.
Stefanie: Das kann ich gut verstehen.
Wie lange hat es dann bis zur nächsten Schwangerschaft gedauert?
Alexandra: Das ging ebenfalls schnell. Nur zwei Monate später war ich wieder schwanger. Doch als ich im November in der 9. SSW war, ging ich erneut mit Blutungen zum Frauenarzt.
Es sah wieder alles okay aus. Die Ärztin war guter Dinge, da es nur Blutungen waren, die ja immer mal vorkommen können. Sie gab mir eine Krankschreibung und ihre Handynummer, falls etwas ist.
Zwei Tage lang hatte ich dann keine Blutungen, bevor es erneut anfing, sodass ich wieder zur Frauenärztin ging. Bei diesem Ultraschall fiel schließlich der so oft zitierte Satz: „Ich sehe keinen Herzschlag mehr.“
Stefanie: Oh man, das tut mir so leid! Und wie ging es dann weiter?
Alexandra: Meine Frauenärztin fragte mich, ob ich lieber eine Ausschabung hätte oder die Fehlgeburt wieder selbst machen möchte. Ihre Empfehlung war die kleine Geburt, also der natürliche Weg. Sie versicherte mir zudem, dass ich sie jederzeit anrufen könnte.
Bis es jedoch soweit war, ging ich täglich zu ihr zur Kontrolle. Das half mir und gab mir ein sichereres Gefühl.
Stefanie: Das glaube ich dir, auch wenn es eine schwierige Situation war. Und letztlich habt ihr an eurem Wunsch festgehalten und es ein weiteres Mal versucht, richtig?
Alexandra: Genau. Trotz der Ängste, die man nun mal nach zwei Fehlgeburten entwickelt hat, wurde ich noch einmal schwanger. Es ging auch dieses Mal schnell. Doch wir erzählten es, wie erwähnt, anfangs keinem.
Stefanie:
Wie bist du als Schwangere mit den Ängsten nach zwei Fehlgeburten umgegangen?
Alexandra: Naja, ich hatte ja direkt Angst, dass es wieder in einer Fehlgeburt endet. Deswegen habe ich erst spät den Test gemacht, um sicher zu sein. Nach der 9. SSW atmete ich dann auf. Und auch wenn es komisch klingen mag, ab diesem Zeitpunkt fühlte ich, dass dieses Mal alles gut wird, und ich bald ein Baby im Arm halten werde.
Stefanie: D.h., nach diesem wichtigen Meilenstein verlief die Schwangerschaft entspannter für dich?
Alexandra: Ja, zumindest bis zur 32. SSW. Dann erhielt ich einen Anruf von meiner Frauenärztin.
„Ich wurde positiv auf Toxoplasmose getestet.“
Beim letzten Test war ich negativ. Ich infizierte mich also während der Schwangerschaft.
Ich kenne also ebenfalls die Seite, wenn man Angst um sein geliebtes Kind haben muss, denn leider fehlte in der Klinik jegliche Aufklärung über diese Krankheit. Und im Internet liest man so viel Fürchterliches. Ich habe mich damit total verrückt gemacht.
Stefanie: Oha, das kann ich mir vorstellen. Was hast du dir denn erlesen? Ich habe mich tatsächlich nie damit auseinandergesetzt, da ich bereits während des Kinderwunsches positiv auf Toxoplasmose getestet wurde.
Alexandra: Eine Toxoplasmose-Infektion in der Schwangerschaft erhöht das Risiko für eine Früh, Fehl- oder Totgeburt. Das allein machte mir schon Angst. Geht der Infekt dann auf das Baby über, kann das zentrale Nervensystem geschädigt werden und Fehlbildungen verursachen. Mögliche Folgen wären:
- Reduziertes Sehvermögen
- Organschäden
- Entwicklungsverzögerungen
- Körperliche und geistige Behinderung
- Krampfanfälle, die einen ein Leben lang begleiten
Stefanie: Das macht einem in der Tat Angst. Aber kommt es nicht auch auf das Stadium der Schwangerschaft an, in dem man sich infiziert? Du warst ja schon recht weit.
Alexandra: Ja, zum Glück. Im ersten und zweiten Trimester ist das Risiko für schwere Auswirkungen sehr hoch. Mit den Wochen nehmen die möglichen Beeinträchtigungen ab. Dennoch steigt das Risiko der Übertragung mit den Wochen an. Und leider infizierte sich meine Tochter ebenso.
Stefanie: Oh nein!
Gibt es da irgendwelche Behandlungsmöglichkeiten?
Alexandra: Ja, ich musste sofort Tabletten nehmen, um die Übertragung zu minimieren. Und in der 36. SSW (bei 35+5) kam meine Kleine, mein Regenbogenbaby, zur Welt. Sie kam direkt auf die Neonatologie, und Spezialisten im Bereich der Toxoplasmose untersuchten sie gründlich.
Stefanie: Das war sicherlich sehr nervenaufreibend, oder?
Alexandra: Richtig, denn man weiß nicht, was los ist und ob sie krank ist. Eine Ärztin sagte mir ein paar Tage nach der Geburt, dass meine Tochter, falls etwas sein sollte oder sie medikamentös behandelt werden müsste, nach Dresden in die Uniklinik verlegt werden müsste. Meine Nachsorgehebamme stand mir zum Glück zur Seite und gab mir in dieser ungewissen Zeit den nötigen Halt.
Stefanie: Das ist gut. Und musstet ihr nach Dresden?
Alexandra: Nein. Die ersten Tests zeigten, dass meine Kleine kerngesund ist. Sie zeigte zumindest keine Auffälligkeiten. Dennoch gehen wir zu regelmäßigen Kontrollen, da sich Spätfolgen auch erst Monate oder gar Jahre später entwickeln können. Doch bisher sieht alles gut aus, und es ist davon auszugehen, dass es so bleibt.
Stefanie: Das freut mich sehr für euch! Auch wenn deine Schwangerschaft nach den zwei Fehlgeburten auch wieder nicht leicht war. Hast du eine generelle Empfehlung für Frauen, die in einer ähnlicher Situation sind?
Alexandra: Das ist schwierig, weil jede Frau in einer anderen Situation ist, andere Erfahrungen gemacht hat und in einer anderen Familienkonstellation lebt. Ich wünsche mir eher, dass das medizinische Personal besser geschult wird. Sie sollten empathischer sein und mehr über die Rechte und Möglichkeiten der Frauen aufklären.
„Es sind schließlich Träume, die zerplatzen, Traumata, die entstehen, und Lebensveränderungen, deren Ausmaß man nicht erahnen kann.“
Stefanie: Das hast du wunderschön gesagt.
Wie geht’s dir heute?
Alexandra: Mir geht es gut und meine kleine Maus flitzt fröhlich durch unsere Wohnung und macht allerhand Quatsch. Ich bin wirklich froh, dass sie da ist – nach den beiden Fehlgeburten und den vielen Schockmomenten in der Schwangerschaft mit ihr.
Stefanie:
Hast du eigentlich mit deinen großen Mädels über deine dritte Schwangerschaft und die zwei Fehlgeburten gesprochen?
Alexandra: Ja, das habe ich. Mit meiner ältesten Tochter sogar öfter und ausführlicher. Sie möchte Hebamme werden. Aber nicht vorrangig, um Sterneneltern zu helfen. Davor hat sie Respekt und würde sich erst später da herantasten wollen. Doch sie fand es interessant, als meine Hebamme immer da war.
Sie hat auch schon zwei Praktika im Krankenhaus gemacht und es gefällt ihr sehr.
Stefanie: Das ist ja schön! Und wenn sie dann doch mal Sterneneltern begleiten muss, kann sie dich ja um Rat fragen.
Möchtest du abschließend noch etwas loswerden, was du schon immer mal sagen wolltest?
Alexandra: Oh ja, sehr gern! Neben der besseren Aufklärung vom Fachpersonal würde ich mir mehr Unterstützung von den Krankenkassen und Behörden wünschen.
Es gibt ja bereits die Bewegung zum „Gestaffelten Mutterschutz“, sodass eine Mutter, die ihr Kind in der 16. SSW, ebenso einige Wochen Mutterschutz & Krankengeld bekommt. Das würde ihr etwas Raum und Zeit zum Trauern geben, die man nach solch einem Schicksalsschlag einfach braucht.
Stefanie: Da hast du vollkommen recht! Lieben Dank für diese schönen Schlussworte.
Ich habe gemerkt, dass es dir ein großes Anliegen war, deine Geschichte zu erzählen, deine Erfahrungen zu teilen und somit einigen Frauen Hoffnung und Kraft zu schenken. Und ich bin mir sicher, das wird es.
Dank der Einblicke in dein Herz, deine Herausforderungen und deine Ängste auf dem Weg zu deinem jüngsten Kind wird deine Perspektive gut sichtbar. Eine Perspektive über die Realität, mit der viele Frauen konfrontiert sind, aber oftmals nicht ernst genommen werden. Daher vielen Dank für deine Offenheit, liebe Alexandra!
Außerdem freue ich mich riesig, dass du nochmal schwanger wurdest nach deinen zwei Fehlgeburten und somit noch einmal die Chance erhalten hast, ein kleines Menschlein aufwachsen zu sehen. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute für die Zukunft.
Möchtest du Alexandra ein paar Worte da lassen? Vielleicht ein DANKE fürs Teilen ihrer Geschichte, fürs Mut machen oder einfach, um sie etwas zu fragen? Dann melde dich gern direkt bei ihr via Instagram oder hinterlasse unten einen Kommentar für sie. 👇