Der Verlust eines Kindes ist ein schweres Schicksal. Der Schmerz, die Wut und die Verzweiflung können nur diejenigen nachempfinden, die dasselbe erlebt haben. Doch wie finden sich Sterneneltern im realen Leben? Die Lösung ist einfach: das Sternenband, ein Sternenkind-Armband.
Das Sternenband ist das Erkennungszeichen für Sternenkind-Eltern und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Mithilfe dieses Armbandes können sich Betroffene erkennen, mitfühlende Blicke austauschen, die Kraft spenden, und sogar Kontakte knüpfen, die zu echten Freundschaften werden.
Dieses kleine Armband, mit dem man sein(e) Sternenkind(er) immer bei sich trägt, wurde 2018 von Nadija Frank ins Leben gerufen. Wer sie ist, warum sie das Sternenband gegründet hat und was ihre Mission ist, berichtet sie im Interview.
Stefanie: Hallo Nadija!
Du bist die Gründerin des Sternenbandes.
Ich freue mich, heute mehr über dich und dein Herzensprojekt zu erfahren. Stell‘ dich doch bitte kurz vor.
Nadija: Sehr gern. Ich bin Nadija und 35 Jahre alt. Ich bin verheiratet, habe 2 kleine Kinder und komme aus Nauen.

Stefanie: Ach, wie schön. Du hast selbst Kinder, allerdings keine Sternenkinder, wenn ich mich richtig erinnere.
Nadija: Richtig, ich habe selbst keine Sternenkinder, auch wenn die meisten davon ausgehen.
Stefanie: Woher wusstest du, was Sternenkind-Eltern brauchen? Und noch interessanter:
Wie bist du auf die Idee gekommen, das Sternenband zu gründen?
Nadija: Es war einfach ein Gefühl. Es kam aus dem Nichts und war plötzlich da. Dafür muss ich etwas ausholen. In meiner Ausbildung als Hebamme bin ich zum ersten Mal auf das Thema Sternenkinder gestoßen. Es hat mich unheimlich interessiert, sodass ich immer mehr darüber erfahren wollte. Sogar zu Beginn meiner Schwangerschaft habe ich noch Bücher darüber gelesen.
Stefanie: Das ist mutig, oder!? Ich meine, darüber Bescheid zu wissen ist das Eine, aber Bücher darüber zu lesen, während man schwanger ist… hattest du keine Angst?
Nadija: Nein, überhaupt nicht. Ich bin ein Mensch, der sich erst Gedanken um Dinge macht, wenn sie passiert sind, und mir ging es ja gut.
Doch plötzlich war das Thema ganz nah.
Meine Freundin verlor auf meiner eigenen Hochzeit ihr ungeborenes Kind. Wir waren beide im 4. Monat schwanger. Von diesem Zeitpunkt an ließ es mich nicht mehr los. Ich redete viel mit meiner Freundin. Sie erzählte mir, wie es ihr ging. So bekam ich einen Einblick in ihre Gefühlswelt.
Außerdem recherchierte ich viel und stieß auf ein Video auf Social Media, in dem ca. 20 Betroffene über ihre Verluste sprachen.
„Eine Aussage tauchte dabei immer wieder auf: Sie sagten, sie fühlen sich allein.“
Nadija Frank
Da fragte ich mich warum? Denn es gibt so viele Familien, denen das passiert.
Stefanie: Ich nehme an, dich hat diese Frage nicht losgelassen.
Nadija: Genau. Dieses Video schwirrte immerzu in meinem Kopf herum. Und mit einem Mal fiel mir die Schleife der Krebshilfe ein. Sie ist ein Erkennungszeichen für Betroffene.
Also googelte ich nach dem Erkennungszeichen für Sterneneltern.
Stefanie: Und was hat deine Suche ergeben?
Nadija: Nichts! Ich war so erschrocken, dass ich mehrere Sternenmamas anschrieb und sie fragte, ob sie eines kennen und ob sie eins tragen würden, wenn es eins gäbe.
ALLE Frauen antworteten und das sogar ziemlich schnell. Keine kannte ein Erkennungszeichen. Und ausnahmslos ALLE meinten, sie würden eins tragen.
Ich hatte eine Gänsehaut beim Lesen ihrer Nachrichten.
Ich wusste, ich muss ihnen helfen. So entstand die Idee zum Sternenband, ein Armband für ihre Sternenkinder.

Stefanie:
Wie lange hat es dann gedauert, bis du die Idee umgesetzt hast?
Nadija: Oh, das ging fix. Nach all diesen berührenden Geschichten und mit meiner Freundin im Hinterkopf wusste ich, dass das Sternenband die Lösung ist.
Und da sie längst überfällig war, bestellte ich noch in derselben Nacht das Material und dachte: Mal sehen, wohin das führt.

DER NEUE LOOK DES STERNENBAND – EIN UPDATE
Das Sternenkind Armband „Sternenband“ hat sich über die Jahre leicht verändert. Zu den Gründen habe ich Nadija Frank ebenfalls befragt:
Warum gibt es die neuen Sterne?
Ich möchte, dass das Sternenband kostenlos bleibt. So versuche ich das Beste herausholen. Natürlich ist es kein Gold- oder Silberarmband. Dennoch soll es qualitativ hochwertig sein und nicht nach wenigen Wochen kaputt gehen.
Was war der Auslöser für den Wechsel?
Ich war schon länger unzufrieden mit der Qualität des Armbandes, weil mir viele Sternenkinder-Eltern berichteten, dass der Stern bereits nach wenigen Wochen oder Monaten die Farbe wechselte bzw. sich die Silberschicht ablöste.
Das sieht dann nicht mehr schön aus. Dabei soll sich jede:r mit dem Sternenband wohlfühlen.
Bist du mit dem Wechsel zum neuen Stern zufrieden?
Ja sehr, denn ich finde Glas passender und der Regenbogenschimmer darin passt ganz wundervoll.
Es erinnert an Regenbogenkinder und Regenbögen im Allgemeinen. Und Regenbögen liebe ich schon, seit ich ein kleines Mädchen war.
Jetzt hoffe ich natürlich, dass die Sterne auch langlebiger sind.

Wie haben die Sterneneltern den Wechsel aufgenommen?
Sehr gut. Ich höre ausschließlich positives Feedback. Sie finden den Glasstern viel schöner. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Kann man sein „altes“ Sternenband noch tragen?
Ja klar kann man sein altes Sternenband tragen. Noch ist es ja bekannt und es hat sich gar nicht so viel geändert. Es ist immer noch das schwarze Band. Es sind immer noch die gelben Perlen. Nur der Stern ist anders.
Wer dennoch ein neues Sternenband möchte, kann sich gern eins auf der Website bestellen.
Stefanie: Das ist ja verrückt. Es war also eine komplett spontane Idee, mitten in der Nacht, weil du so ein Gefühl hattest!?
Nadija: Ja! Manchmal muss man Sachen, die man spürt, einfach anpacken.
Stefanie: Damit hast du vollkommen recht. Und ich bin sehr froh, dass du deinem Gefühl gefolgt bist.
Bleiben wir noch etwas beim Anpacken. Wer dich bereits kennt und dir bei Facebook, Instagram oder Tiktok folgt, hat gesehen, was du alles in Bewegung gebracht hast.
Die Teilnahme bei Miss Germany ist dennoch ein Highlight, oder!?
Nadija: Oh ja, das ist so toll. Ich bin froh, bereits so weit gekommen zu sein und will unbedingt noch weiterkommen.
Stefanie: Ich habe gelesen, dass sich ungefähr 15.000 Frauen für die Miss Germany Wahl beworben haben und du gehörst derzeit zu den TOP 80. Wahnsinn! Was hat dich dazu bewegt, dort mitzumachen?
Nadija: Ich war letztes Jahr mit einer Sternenmama in Kontakt, die eine Fehlgeburt hatte. Sie hatte ein Sternenband bestellt und wir chatteten anschließend immer mal wieder. Ein paar Wochen später entdeckte ich sie dann in einem Post zur Miss Germany Wahl.
Bis zu diesem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass das immer noch ein Schönheitswettbewerb ist. Doch im Post wurde erklärt, dass jede Frau, egal welchen Alters, Kleidergröße oder Körpergröße, mitmachen kann. Es ging um Persönlichkeit und ihr Herzensprojekt.
Da beschloss ich, dass ich bei der nächsten Runde unbedingt dabei sein muss.
Stefanie: Und du hast es wirklich getan. Sogar ziemlich erfolgreich. 😊 Wie ich gesehen habe, warst du vorletzte Woche im Hamburg, um die nächste Runde zu absolvieren.
Nadija: Richtig, aus den TOP 80 wurden immer 20 Frauen für einen Tag eingeladen. Ich war am 22.09.2022 dabei. Es war ein wundervoller Tag.
Stefanie: Und wie lange musst du jetzt auf eine Entscheidung warten?
Nadija: Es gibt 3 Entscheidungstage: 10./11./12. Oktober. Jeden Tag werden die Teilnehmerinnen angerufen, die weiterkommen. Das Ganze wird live auf Twitch übertragen.
Stefanie: Das heißt, das Zittern geht weiter. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du es in die nächste Runde schaffst. Schließlich gibst du uns Sterneneltern eine Stimme.
Noch ist diese Stimme zu leise in unserer Gesellschaft. Doch du kannst für uns laut werden.
Nadija: Darüber würde ich mich riesig freuen.
UPDATE: Nadija Frank schaffte es bis in die TOP 20 der Miss Germany Wahl 2022.

Stefanie: Zurück zum Sternenband.
Wie viele Sternenkind-Armbänder knüpfst du durchschnittlich?
Nadija: Im Monat sind es derzeit um die 1.000 Stück. Das hat in den letzten Monaten deutlich angezogen. Deswegen beträgt die Wartezeit mittlerweile um die 2 Wochen. Einen leeren Posteingang kenne ich gar nicht mehr.
Stefanie: Ich kann mir vorstellen, dass das eine Menge Arbeit ist. Hast du denn eine konkrete Vision, die dich motiviert immer weiterzumachen?
Nadija: Ja, mein Ziel ist es, dass jeder in Deutschland das Sternenband kennt. Und wenn ich die Österreicher:innen und Schweizer:innen auch erreiche, ist das großartig.
Stefanie: Hast du auch schon Sternenbänder in Länder außerhalb des DACH-Raumes verschickt?
Nadija: Oh ja, Südafrika, die USA, Niederlande und Frankreich waren unter anderem dabei. Das sind aber eher Ausnahmen.
Stefanie: Und jetzt noch eine Frage, die mich als Sternenband-Trägerin ganz besonders interessiert:
Melden sich Sterneneltern bei dir, um von ihren Sternenband-Begegnungen zu erzählen?
Nadija: Ja, ich bekomme Erfahrungsberichte, meist von Frauen, die mir von ihren Erlebnissen berichten. Vertraute Blicke, eine Berührung und sogar richtige Freundschaften, die durch das Sternenband entstanden sind. Allerdings ist dieses Feedback eher selten. Ich müsste ich mal einen Aufruf starten.
Stefanie: Liebe:r Leser:in, wenn du das jetzt liest, selbst Sternenband-Träger:in bist und Begegnungen mit anderen Sterneneltern aufgrund des Sternenbandes hattest, schickt Nadija gern ein kurzes Feedback via E-Mail.
Nadija: Das wäre wirklich schön.
Was ich hingegen oft höre, und das macht mich mindestens genauso stolz, ist, dass das Sternenband ein Zugehörigkeitsgefühl schafft.
Die Sterneneltern sagen, dass, sobald sie das Sternenband am Arm tragen, sie sich nicht mehr allein fühlen. Sie fühlen sich einer Gemeinschaft zugehörig, ohne jemanden von ihnen zu kennen. Das finde ich wunderschön und das gibt mir die Kraft immer weiterzumachen.

Stefanie: Liebe Nadija, das ist in der Tat etwas Besonderes. Und es stimmt: Auch ich fühlte mich mit dem Anlegen des Sternenbands als ein Teil (d)einer Gemeinschaft.
Tausend Dank dafür!
Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden?
Nadija: Ich wünsche mir, dass jeder beim Bekanntmachen hilft. Teilt meine Beiträge auf Social Media, auf WhatsApp, wo immer ihr vernetzt seid.
Ich möchte, dass jeder Frauenarzt, jeder Bestatter und jede Hebamme das Sternenband kennt. Und wenn jemand einen Kontakt zu Film, Fernsehen oder Zeitung hat, kontaktiert mich gern direkt. Das Thema „Sternenkinder“ darf kein Tabu mehr sein, und niemand soll sich allein fühlen.
Stefanie: Vielen Dank für das inspirierende Interview.
Willst du mehr über Nadija und ihr Sternenkind Armband, namens Sternenband, erfahren und/oder dir eins bestellen?
Hast du vorher schon vom Sternenband gehört? Oder trägst du bereits selbst eins?
Erzähl’s mir in den Kommentaren.