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Was ist eigentlich Trauer?

Was ist Trauer? Das habe ich mich oft gefragt. Weißt du es?

Stirbt ein Mensch, sind wir traurig. Viele tragen schwarz, um zu zeigen, dass sie trauern. Andere hingegen verlassen ihr Haus nicht, weil sie vor Trauer vollkommen handlungsunfähig sind. Aber was ist Trauer wirklich?

Trauer ist ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema. Es gibt viele verschiedene Arten von Trauer und jeder Mensch trauert auf seine ganz eigene Weise. Schon allein weil jeder Körper anders auf Trauer reagiert. In diesem Artikel möchte ich mich jedoch auf die allgemeine Bedeutung von Trauer beschränken.

Was ist Trauer?

Nüchtern betrachtet ist Trauer eine Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen, die uns tief bewegt und emotional aus der Bahn wirft. Das ist weder ein Zeichen von Schwäche noch von Verrücktheit, sondern vollkommen normal.

In unserer Kultur herrscht jedoch oftmals ein falsches Verständnis von Trauer. Viele Menschen glauben, dass Trauer eine Zeit der Dunkelheit und des Leids ist, die man so schnell wie möglich hinter sich lassen sollte. Aber das stimmt nicht.

Trauer ist keine Krankheit, die geheilt werden muss. Sie ist vielmehr ein natürlicher und vor allem notwendiger Prozess, durch den wir lernen, uns an den Verlust zu gewöhnen und unser Leben weiterzuleben.

Trauer ist eine Zeit der Dunkelheit und des Leids.

Wenn Trauer ein Prozess ist, wie sieht der aus?

Ein Prozess im eigentlichen Sinne hat sowohl einen klar definierten Anfang als auch ein Ende. Aber ist das bei Trauer auch so?

In der Regel beginnt der Trauerprozess mit dem Verlust des geliebten Menschen. Dieses Erlebnis kann sehr intensiv und verstörend sein. Sätze wie „Mir hat man den Boden unter den Füßen weggezogen“ oder „Mein Kopf steht nicht still, ich werde noch verrückt“ sind keine Seltenheit. Dass man da die Kontrolle verliert oder mit der Situation überfordert ist, ist ganz normal.

Oftmals entscheiden eben dieser Trauerbeginn und die herrschenden Umstände zum Todeszeitpunkt darüber, wie der weitere Trauerverlauf aussieht.

Folgende Umstände nehmen Einfluss auf die Intensität der empfundenen Trauer:

  • Die Todesursache, z.B. Krankheit oder plötzlicher Tod
  • Die Beziehung zum Verstorbenen
  • Das soziale Umfeld, das ebenfalls in Trauer verfällt und/oder als Stütze dienen kann
  • Eigene Bewältigungsstrategien, die man sich in der Vergangenheit ggf. bereits angeeignet hat

Das Ende des Trauerprozesses ist laut Trauerforschern der Zeitpunkt, an dem es Trauernden gelungen ist, ihr Leben neu zu ordnen. Diesen Zeitpunkt habe ich damals schon vor dem ersten Todestag meines Sohnes erreicht und sogar in meinem Buch beschrieben. Dass meine Trauer damit nicht beendet und der erste Sternengeburtstag emotional sehr schwierig war, dürfte jeder*m Betroffener*n klar sein. Die Definition zu dementieren, hätte allerdings niemandem geholfen.

Wie lange dauert Trauer?

Die Dauer der Trauerverarbeitung oder eben des Trauerprozesses ist individuell und damit ganz unterschiedlich. Wie bereits erwähnt spielen die Beziehung zum Verstorbenen aber auch die Umstände des Todes eine entscheidende Rolle. Selbst die Persönlichkeit des Trauernden ist bedeutend für die Dauer der Trauer.

4 Phasen der Trauer nach Verena Kast

Das wird auch in den einzelnen 4 Phasen der Trauer nach Verena Kast deutlich, die bei jedem Menschen stark variieren können. So dauert die erste Trauerphase „Schock und Unglaube“ bei einigen Menschen nur einige Stunden, bei anderen hingegen mehrere Wochen. Die Dauer der zweiten und dritten Trauerphase „Wut und Verzweiflung“ und „Suche nach Antworten“ lassen sich dagegen kaum abschätzen, da die Erfahrungsberichte von einigen Wochen bis ein paar Jahren reichen.

In der vierten Trauerphase „Annahme und Neuorientierung“ setzt man sich schließlich mit der neuen Realität auseinander und orientiert sich neu. Aber selbst derjenige, der die vierte Phase erreicht, kann durch bestimmte Trigger zurück in Phase zwei oder drei katapultiert werden. Es kann also etwas dauern, bis man seine Trauer tatsächlich angenommen hat.

Wie tiefgreifend, schmerzhaft und damit lange oder auch flüchtig diese Trauererfahrung ist, hängt meist davon ab, wie eng wir mit der verstorbenen Person verbunden waren. Je näher wir dem Verstorbenen standen, desto länger kann die Trauerbewältigung dauern und desto mehr kann uns die Verlustreaktion beeinträchtigen.

Die 5 Symptome der Trauer

Je nach Intensität des Trauererlebnisses kann unsere Stimmung, unser Denken und unsere Gefühle negativ beeinflusst werden. Einige Menschen durchleben dann einige oder alle der folgenden Symptome:

  1. Gefühlschaos: Trauer zeigt sich in unterschiedlichen Gefühlen, wie z.B. Wut, Schmerz, Ohnmacht oder Hilfslosigkeit. Wir fühlen uns hoffnungslos und elend. Diese Gefühle sind völlig normal und es ist okay, sie zu empfinden. Manchmal können wir unsere Liebe zum Verstorbenen nicht ertragen und wollen am liebsten selbst sterben. Diese Gefühle erschrecken viele Menschen. Aber sie sind normal, solange sie auch wieder verschwinden.
  2. Selbstvorwürfe: Wir machen uns Vorwürfe, vor allem wenn wir glauben, dass wir die Situation hätten verhindern können. Wir sind wütend auf uns selbst und denken, dass wir es besser hätten machen können.
  1. Schuldfrage: Wir können uns schuldig fühlen, wenn wir denken, dass wir die Situation verursacht haben. Schuldgefühle können in uns entstehen, weil wir glauben, dass wir den Tod des geliebten Menschen hätten abwenden können.
  2. Traurigkeit: Wir fühlen uns traurig, leer und einsam, weil wir den geliebten Menschen verloren haben. Die Trauer kann so stark sein, dass sie unseren Alltag beeinträchtigt.
Trauer einer Sternenkind-Mutter
  1. Angst: Wir haben Angst vor der Zukunft und dem Alleinsein. Ist eine Krankheit die Todesursache, sind wir häufig besorgt um unsere eigene Gesundheit und die unserer Angehörigen.

In welcher Form sich Trauer bei dir zeigt, versuche bitte nicht, sie zu unterdrücken oder vor anderen zu verbergen. Nimm sie an und lass dir Zeit, sie zu verarbeiten.

Mögliche Reaktionen auf Trauer

Die oben genannten Symptome ziehen immer auch Trauerreaktionen nach sich, die unseren Alltag und sogar unsere körperliche Gesundheit beeinträchtigen können. Folgende Reaktionen auf Trauer sind daher möglich:

  • Geistige Reaktionen auf Trauer: Orientierungslosigkeit, Wunsch nach Verständnis, Sinnverlust, Hinterfragen der eigenen Wertevorstellungen, Überzeugungen (auch des Glaubens)
  • Körperliche Reaktionen auf Trauer: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit oder sehr lange Schlafphasen, Appetitlosigkeit, Schmerzen ohne auffindbare Ursache

Bei einigen Menschen entwickelt sich nach dem Tod des geliebten Menschen eine Depression. Sie ist eine ernsthafte Krankheit, die behandelt werden muss.

  • Emotionale Reaktionen auf Trauer: Traurigkeit, Scham, Schuld, Taubheit, Reue, Hilfslosigkeit, Schock, Unglaube, Wut, Angst, Suizidgefährdung
  • Reaktionen der Trauer im Verhalten: Unruhe, Weinkrämpfe, erhöhte Reizbarkeit, Intoleranz gegenüber Mitmenschen, geringes Interesse an Mitmenschen, sozialer Rückzug
  • Kognitive Reaktionen auf Trauer: Dauerhaftes Gedankenchaos, Verwirrung, schlechte Konzentration, Vergesslichkeit, Entscheidungsschwäche

Ich hoffe, es beruhigt dich zu lesen, wenn du deine Reaktionen auf Trauer hier wiedergefunden hast. Und wenn nicht, ist auch das normal. Diese Liste ist NICHT vollständig und bildet nur die allgemein bekannten Trauerreaktionen ab.

Schließlich reagiert jeder Mensch anders und trauert auf seine eigene Art und im eigenen Tempo. Und obwohl Trauer oft als negativ angesehen wird, ist sie in Wirklichkeit eine ganz normale und notwendige Reaktion.

11 Trost-Möglichkeiten, die in schweren Zeiten der Trauer helfen können

In schweren Zeiten ist es wichtig, Trost zu finden. Es gibt viele Möglichkeiten, aber nicht jede hilft jedem Menschen gleichermaßen. Wichtig ist, dass wir uns Zeit nehmen für die Trauer und dass wir versuchen, positiv zu denken. Auch wenn das gerade zu Trauerbeginn schwerfällt.

Folgende Dinge kannst du in der Trauer ausprobieren, um Trost in schweren Zeiten zu finden:

  1. Mit Freunden und Familie über deine Gefühle sprechen, um dich nicht allein zu fühlen.
  2. Dich an eine Selbsthilfegruppe wenden, um dich über die Verlustsituation auszutauschen.
  3. An einen Ort des Gedenkens gehen, z.B. Grab oder Gedenkstätte, um dem Verstorbenen nah zu sein.
Grab meines Sternenkindes am Weihnachtstag
  1. Einen Therapeuten aufsuchen oder zu einer Trauerberatung gehen: Er/Sie kann dir helfen, deine Gefühle zu verarbeiten und neue Wege zu finden, mit dem Verlust umzugehen.
  2. Musik hören. Musik kann so vieles ausdrücken und sie kann einem helfen, seine eigenen Gefühle zu verstehen.
  3. Beten oder meditieren, um deine innere Ruhe wiederzuerlangen.
In der Trauer Trost durch Meditation finden.
  1. Einem Hobby nachgehen, das du gemeinsam mit dem Verstorbenen ausgeübt hat, um dich mit ihm/ihr verbunden zu fühlen. Trauerst du um dein ungeborenes Kind, kannst du bspw. die Lieder singen, die du ihm/ihr in der Schwangerschaft vorgesungen hast.
  2. Ruhe in der Natur finden: Einige Menschen brauchen die Stille, um ihre Gedanken zu sortieren und neue Kraft zu schöpfen, denn der neue Alltag ist unglaublich anstrengend.
In der Trauer Trost in der Natur finden.
  1. Bücher über Trauerfälle lesen: Es gibt so viele mutmachende Geschichten in Buchform, die dabei unterstützen können, seine eigene Situation besser zu verstehen oder zu akzeptieren.
  2. Schreiben: Einigen Menschen hilft es, wenn sie ihre Gedanken und Gefühle aufschreiben. Entweder in Form von Briefen, als Geschichten, in Stichpunkte oder Gedichtform. Alles herauszulassen, kann die Seele befreien und dadurch oft tröstend wirken.
Schreiben spendet Trost in der Trauer.
  1. Rituale einführen: Sie geben uns Halt, den wir in schwierigen, neuen Situationen brauchen.

Letztlich müssen wir ausprobieren, was uns in der Trauer unterstützt, was uns Trost spendet und was nicht. Ein pauschales Richtig oder Falsch gibt es nicht.

Fazit: Was bedeutet Trauer also?

Trauer ist ein sehr persönlicher Prozess und jeder geht damit auf seine eigene Weise um. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg zu trauern, sondern nur den Weg, der für dich am besten ist.

Trauer ist vielfältig, gar bunt.

Es gibt die unterschiedlichsten Trauersymptome und Trauerreaktionen. Das macht Trauer so vielfältig, ja gar bunt. Trauer verdeutlicht nämlich die Liebe zum verstorbenen Menschen. Und je mehr du ihn geliebt hast, desto mehr Facetten zeigt deine Trauer auf. Wut und Ohnmacht, Dankbarkeit und Freude über die gemeinsame – alle Farben und Formen sind dabei erlaubt.

Du solltest dich also nicht schämen müssen oder so fühlen, als ob du etwas falsch machst, wenn du trauerst. Versuche die für dich besten Verarbeitungsmethoden zu finden, denn eines ist gewiss: Trauer ist etwas, das jeder von uns mehrere Mal in seinem Leben durchmachen wird. Lerne lieber früher als später, wie du einen gesunden Umgang mit der Trauer findest.

Hast du dich bei den Trauersymptome oder -reaktionen wiedererkannt? Und welche der Trost-Möglichkeiten hat dir am meisten geholfen? Oder hat dir ein bestimmter Aspekt zur Trauer gefehlt? Verrate es mir gern in den Kommentaren. 👇

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