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Dankbarkeit zwischen Trauer und Liebe: 75 Dinge, für die ich meinem verstorbenen Sohn dankbar bin

Dankbarkeit und Trauer – diese beiden Worte passen für die meisten Menschen nicht zusammen. Dankbarkeit und Achtsamkeit oder Dankbarkeit und Liebe schon eher.

Warum? Weil wir früh gelernt haben, für positive und schöne Dinge dankbar zu sein, und Trauer erscheint den meisten nicht positiv. Wer jedoch einmal richtig getrauert hat, der sieht den Zusammenhang.

Schließlich zeigt uns die Trauer so viele positive, so viele schöne Dinge, wofür es allen Grund hat, dankbar zu sein. Wie ich dieses Dankbarkeits-Trauer-Phänomen für mich persönlich erkannte, erzähle ich in diesem Artikel und liste direkt mal 75 Dinge auf, wofür ich meinem verstorbenen Sohn Dominik und durch die Trauer um ihn dankbar bin.

Dankbarkeit in der Trauer

Als mein Sohn Dominik im Alter von fünf Tagen starb, schien die Welt stillzustehen. Da war Trauer. So viel Trauer. So viel Schmerz. So viel Liebe. Aber auch so viel Hilfslosigkeit und Ohnmacht. Jeden Tag! Immer wieder aufs Neue.

Jedes Gefühl zeigte sich. Immer in unterschiedlicher Intensität. Und oft überforderten mich all diese Emotionen. Besonders als Freude und Dankbarkeit zwischendurch hervorblitzten. Zum einen erschrak ich vor mir selbst, zum anderen erschien es mir nicht gesellschaftskonform.


Wie kann ich nach solch einem furchtbaren Schicksalsschlag wieder glücklich sein? Und wofür sollte ich nach all dem Erlebten dankbar sein? Diese Fragen stellte ich mir oft.


Trauer war also nicht das Einzige, was mich fortan begleitete. Inmitten des Schmerzes zeigte sich immer öfter auch diese Dankbarkeit und Achtsamkeit, die ich selbst nicht recht verstand. Erst selten und kurz, später öfter und länger. Sie wuchs und wuchs.


Die folgende Liste ist das Vermächtnis meines verstorbenen Sohnes – mit all der Dankbarkeit, Achtsamkeit und bedingungsloser Liebe für ihn. Sie erinnert mich daran, dass Dominik seine Spuren hinterlassen hat, dass sein Leben nicht nur von Verlust und schmerzvoller Trauer geprägt ist, sondern ebenso von tiefen Begegnungen und einer Reise zu mir selbst.

Dankbarkeit für meinen verstorbenen Sohn

Ich bin dankbar (,)

  1. dass du Teil meines Lebens bist – wenn du auch nur für kurze Zeit bei mir warst.
  2. für jeden Herzschlag, den ich von dir spüren durfte.
  3. für den Moment, als ich dich zum ersten Mal im Arm hielt.
  4. für dein zartes Gesicht, das sich tief in mein Herz eingebrannt hat.
  5. für die Liebe, die du in mir entfacht hast.
  6. dass du mir gezeigt hast, was wirklich zählt im Leben.
  7. für die Verbindung, die uns für immer bleibt.
  8. für die Kraft, die du mir durch die Trauer geschenkt hast.
  9. dass du mich als deine Mama gewählt hast.
  10. für die Spuren, die du in meinem Herzen hinterlassen hast.

Dankbarkeit für meinen Trauerweg

Ich bin dankbar (,)

  1. dass ich wieder lachen kann, auch ohne schlechtes Gewissen.
  2. für die Erkenntnis, dass Trauer Liebe ist.
  3. für die Stärke, die in mir gewachsen ist.
  4. dass ich gelernt habe, Dankbarkeit und Trauer gleichzeitig zu fühlen.
  5. für die Achtsamkeit, die ich mir seit deinem Tod selbst schenke.
  6. für jeden kleinen Schritt zurück ins Leben – mit meiner Trauer im Gepäck.
  7. für die Heilung in kleinen, unscheinbaren Momenten.
  8. für meine sichtbar-gewordene Verletzlichkeit, die mich mit anderen verbindet.
  9. dass ich mit unserer Geschichte anderen helfen darf.
  10. für den Mut, meinen persönlichen Trauerweg zu gehen.

Dankbarkeit für bedeutsame Begegnungen

Ich bin dankbar

  1. für die Menschen, die mich in meiner tiefsten Trauer getragen haben.
  2. für andere Sternenkind-Mamas, die mich verstehen, ohne dass ich viel sagen muss.
  3. für Seelsorger:innen, die mich durch die Trauer begleitet haben.
  4. für jedes liebevolle Wort in meiner schwersten Zeit.
  5. für Freundschaften, die durch dich und meine Trauer um dich entstanden sind.
  6. für Gespräche, die mich ein Stück weitergebracht haben.
  7. für das Gefühl, nicht allein zu sein.
  8. für Ehrenamtliche, die mich in meinem Trauerprozess unterstützt haben.
  9. für die Verbindung zu Menschen, die ich ohne dich nie getroffen hätte.
  10. für die, die in der akuten Trauerphase einfach nur da waren – auch ohne Worte.

Dankbarkeit für traurig-schöne Erinnerungen

Ich bin dankbar

  1. für die ersten Ultraschallbilder, auf denen ich dich gesehen habe.
  2. für jeden zarten Tritt in meinem Bauch.
  3. für unsere gemeinsame Zeit – auch wenn sie viel zu kurz war.
  4. für Fotos, die dich sichtbar machen.
  5. für deine winzigen Hand- und Fußabdrücke.
  6. für den Duft deines Körpers auf meiner Haut.
  7. für die Momente, in denen ich dich geküsst habe.
  8. für deinen Platz in meinem Herzen.
  9. für jede Kerze, die für dich brennt.
  10. für den Schatz an Erinnerungen, den mir niemand nehmen kann.

Dankbarkeit für meine erfüllenden Ehrenämter

Ich bin dankbar (,)

  1. dass ich anderen Familien Hoffnung in ihrer Trauer schenken darf.
  2. für jedes offene Gespräch in der Selbsthilfegruppe.
  3. für die Möglichkeit, unsere Trauererfahrungen weiterzugeben.
  4. für die Patenfamilien, die ich in der schlimmsten Zeit ihres Lebens begleiten darf.
  5. für jedes dankbare Wort von trauernden Familien.
  6. für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird.
  7. dass ich Teil einer Gemeinschaft bin, die niemand freiwillig wählt – aber die so viel Liebe in sich trägt.
  8. für den Zusammenhalt unter Trauernden und Trauerbegleitenden.
  9. für jedes verwaiste Elternpaar, das sich nicht mehr allein fühlt.
  10. dass ich in meinem Schmerz und meiner Trauer Dankbarkeit und Sinn finden durfte.

Dankbarkeit für die innere Verbundenheit

Ich bin dankbar

  1. für die Zeichen, die du mir schickst.
  2. für den Sternenhimmel, in dem du deinen Platz hast.
  3. für das Gefühl, dass du immer bei mir bist.
  4. für die Verbindung zwischen Himmel und Erde.
  5. für die Gewissheit, dass deine Seele gut aufgehoben ist.
  6. für jeden Schmetterling, der mich an dich erinnert.
  7. für die tiefe Wahrheit, dass Liebe niemals endet.
  8. für die Momente, in denen ich deine Nähe spüre.
  9. für den Glauben an ein Wiedersehen.
  10. für den Regenbogen, den mir geschickt hast.

Dankbarkeit für mein bewussteres Leben heute

Ich bin dankbar

  1. für meine Familie, die mich trägt.
  2. für jedes Lächeln deiner Geschwister.
  3. für die Liebe deines Papas.
  4. für die Sonne auf meiner Haut.
  5. für die kleinen Glücksmomente im Alltag.
  6. für den Frieden, der durch die Trauer um dich in mir wachsen konnte.
  7. für meine Fähigkeit, Freude wieder neu zu entdecken.
  8. für meine persönliche Entwicklung auf meinem Trauerweg.
  9. für die Momente, die heute mein Herz erwärmen können.
  10. für die Liebe, die du mir hinterlassen hast.

Dankbarkeit für die Sinnhaftigkeit meiner Zukunft

Ich bin dankbar (,)

  1. dass ich mein Leben durch die intensive Trauerarbeit mit neuen Augen sehe.
  2. für die Hoffnung, die mich trägt.
  3. für all die Geschichten rund um Trauer, die ich noch schreiben werde.
  4. für die Liebe, die ich weitergeben kann.
  5. für die Möglichkeit, weiterhin trauernde Mütter und Väter begleiten zu können.

Diese Liste widme ich, genau wie unser Sternenkind-Buch „Eine Handvoll Sonnenschein“, meinen verstorbenen Sohn Dominik. Sie erinnert mich daran, dass sein kurzes Leben nicht umsonst war. Er hat mich verändert – in meinem Schmerz, in meiner Liebe und in meinem Blick auf das Leben.

Sein Vermächtnis ist die bedingungslose Liebe. Und diese Liebe trage ich für immer in mir.

Diese Dankbarkeitsübungen haben mir in der Trauer geholfen

Kurz und knapp: Schreiben und reden!

Ich hörte mich circa drei Wochen nach Dominiks Tod im Gespräch mit meiner Hebamme sagen, dass ich dankbar für seinen kurzen Besuch bin. Innerlich erschrak ich. Äußerlich nicht. Ich traute mich nicht und war erstarrt, denn meine Hebamme nickte mitfühlend und lächelte sogar.

Als ich meine Erkenntnis, dankbar zu sein, in Gesprächen mit anderen trauernden Müttern wiederholte, gab es gemischte Reaktionen. Einige waren ähnlich entsetzt, wie ich selbst von mir beim ersten Mal, zeigten es allerdings äußerlich mit ihrer Mimik und Gestik. Sogar Fragen wie „Wofür genau bist du dankbar?“ oder „Ist das dein Ernst?“ wurden geäußert. Andere nickten und lächelten. So wie meine Hebamme.

Dankbar zu sein und gleichzeitig dauerhaft um mein Sternenkind zu weinen, das passte anfangs für mich nicht zusammen. Doch je öfter ich darüber sprach, desto besser fühlte es sich an.

Zusätzlich schrieb ich auf, wofür ich dankbar bin, wenn ich es spürte. Da reichte manchmal schon ein Sonnenschein durch dicke, graue Wolken. Mit der Zeit sammelten sich so viele dankbare Momente in meinem Trauertagebuch an, die ich alle mit meinem verstorbenen Sohn verband und die teilweise in der obigen Liste auftauchen.

Wie dir Dankbarkeit bei deiner Trauerarbeit helfen kann

Ich hatte oft von den Phasen der Trauer gehört, doch erst nach dem Tod meines Sohnes Dominik angefangen, mich damit zu beschäftigen.

Während der Recherchen (unter anderem bei johanniter.de und bestattungen-sandhowe.de) fiel mir auf, dass man eine einzelne Phase gar nicht abschließen muss, bevor man eine neue beginnt. Zudem springen Trauernde in der Regel zwischen den mittleren Stufen hin und her. Das erklärt auch die Trauerwellen.

So konnte ich an guten Tagen die Dankbarkeit für die Zeit mit Dominik, meinem verstorbenen Sohn, spüren: die Schwangerschaft mit ihm war traumhaft schön und ich durfte fünf Tage mit ihm verbringen, bevor er wieder ging. Für viele Menschen klingt das grausam, doch ich bin sehr dankbar dafür.

Durch die intensive Trauerarbeit (vor allem das Schreiben und Reden) habe ich Dominiks Tod irgendwann akzeptiert, fiel immer seltener in Trauerlöcher und konnte viel zuversichtlicher nach vorne blicken. Die Trauer wandelte sich dank der Erinnerungen mit ihm Stück für Stück in Dankbarkeit um, sodass ich Dominik in mein neues Leben integrieren konnte.

Ich musste ihn nicht „loslassen“, ich nahm ihn einfach mit. In meinem Herzen.

Wahrscheinlich passiert das automatisch, wenn man sich aktiv mit den Spuren des Verstorbenen beschäftigt. Oder trifft das nicht auf jeden Menschen zu? Schließlich trauert jeder Mensch anders. In jedem Fall verändert Trauer uns Menschen.

Bei mir verlief diese Veränderung eher fließend (nach und nach), sodass ich diese 75 Gründe am Stück runterschreiben konnte. Die Dankbarkeit zu spüren, war mein persönlicher Schlüssel zu neuem Glück.

Wofür bist du deinem Sternenkind oder verstorbenen Lieblingsmenschen dankbar? Schreibe es gern in die Kommentare.

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