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Kinderbuch-Rezensionen über den Tod, die Trauer und das Sterben

Bevor mein Sohn Dominik starb, wusste ich nicht, dass es Kinderbücher zum Thema Tod und Trauer gibt. Und hätte ich keines geschenkt bekommen, wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, danach zu schauen. Zumindest nicht in der akuten Trauerphase.

Doch eines Tages zog ich einen Umschlag aus dem Briefkasten. Darin befand sich ein Kindbuch über den Tod eines Baby-Vögelchens. Ich las es und musste bitterlich weinen. Es vergingen ein paar Tage, bis ich es meiner damals dreijährigen Tochter vorlas. Sie hörte gespannt zu und sah sofort Parallelen zu ihrem verstorbenen Baby-Bruder. Ich war fasziniert.

Es folgten weitere Bücher. Manche bekamen wir geschenkt, andere liehen wir uns aus der Bibliothek, ein paar kauften wir und zwei bekam ich dieses Jahr tatsächlich als Rezensions-Exemplare geschickt.

Einige davon möchte ich in diesem Artikel rezensieren. Vielleicht kennst du schon eines oder entdeckst ein Neues. Und falls du ein Lieblingskinderbuch zum Thema Tod oder Trauer hast, das hier noch nicht auftaucht, verrate es mir unten in den Kommentaren. Ich habe vor, diese Liste nach und nach zu erweitern.


Warum sind Kinderbücher zum Thema Tod und Trauer wichtig?

Kinderbücher über den Tod und das Sterben sind keine fröhlichen Bücher, doch sie sind unglaublich wichtig. Sie erklären kindliche Fragen auf kindliche Art und stellen den Tod auf unterschiedlichste Weise in den Mittelpunkt.

Somit helfen sie sowohl den Kindern und als auch den betroffenen Erwachsenen, die in ihrer Trauer selbst oft keinen klaren Gedanken fassen können. Dennoch sollten die trauernden (Groß)Eltern, Tanten, Onkel, etc. versuchen, mit Kindern offen über den Tod zu sprechen. So helfen sie ihnen, den Verlust besser zu verarbeiten.

Offene Rückfragen der Kinder, die beim Vorlesen auftauchen können, bringen wiederum die Erwachsenen in ihrer Trauer voran. So trauern unterschiedliche Generationen miteinander und begleiten sich auf ihren individuellen Trauerwegen. Und dabei kann ein einziges Kinderbuch über den Tod und die Trauer Großes bewirken.

Weitere Wege für Kinder und Familien, Trauer kreativ zu verarbeiten, findest du hier.

Hinweis: Die folgenden Bücher habe ich mit meinen Kindern (jeweils einzeln) gelesen. Unter „Fazit“ oder „Bewertung“ erwähne ich das Alter der Kinder zum Zeitpunkt des (Vor-)Lesens. Außerdem liste ich nur Bücher auf, die ich mit 4 oder 5 Sternen bewerte und somit guten Gewissens empfehlen kann.

Vergebliches Warten – Familie Vogel und der Abschied für immer

Ein Buch für alle Kinder, die ein Geschwisterchen verloren haben

Von Verena Herleth

Worum geht es in „Vergebliches Warten – Familie Vogel und der Abschied für immer“?

Das Kinderbuch „Vergebliches Warten“ erzählt die Geschichte der Familie Vogel, die sich auf die Ankunft eines neuen Familienmitglieds freut, aus der Sicht des größeren Vogelkindes. Das kleine Geschwisterchen kommt allerdings nicht lebendig sondern still zur Welt.

Der emotionale Prozess, den die Familie Vogel – insbesondere das Vogel-Geschwisterchen – durchläuft, wird anschließend auf kindliche Art beschrieben, um diesen tragischen Verlust zu verstehen und zu verarbeiten. Im Fokus stehen dabei Fragen, Ängste und Gefühle des Vogelkindes, das lernen muss, mit dem Abschied für immer umzugehen.

Meine 3 Highlights in „Vergebliches Warten“:

  1. Das Kinderbuch behandelt das schwierige Thema des Verlusts eines ungeborenen Kindes auf sehr herzergreifende Weise. Es erklärt kindgerecht, was es bedeutet, ein Geschwisterchen zu verlieren, und vermittelt gleichzeitig Erwachsenen hilfreiche Anregungen für Gespräche.
  2. Die Perspektive der Kinder steht im Mittelpunkt, was es den Sternengeschwistern erleichtert, ihre eigenen Gefühle zu verstehen und auszudrücken. Durch die Figuren der Vogel-Familie können sich Kinder gut in die Situation hineinversetzen.
  3. Besonders schön finde ich außerdem die bildliche Darstellung der Trauerbewältigung: Familie Vogel findet schließlich eine Form des Abschieds, die Trost spendet und zeigt, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein und gleichzeitig nach vorne zu schauen.

Mein Fazit:
„Vergebliches Warten“ ist das in der Einleitung erwähnte Buch. Das erste Kinderbuch zum Thema Tod und Trauer, das ich nach dem Tod meines Sohnes Dominik geschenkt bekommen und gelesen habe.

Es ist ein liebevoll gestaltetes Buch für Kinder, die ein Geschwisterchen verloren haben. Dabei spielt es keine große Rolle, wie genau das Geschwisterchen gestorben ist. Unser Sternenkind Dominik starb nach der Geburt, was meine Tochter (3 Jahre alt) zwar anmerkte und dennoch viele Parallelen zog: „Ich wollte auch mit meinem Bruder spielen.

„Aufgeregt hopste ich auf und ab, denn was gibt es Schöneres, als ein eigenes Geschwisterchen zu bekommen!“

Zitat aus dem Buch „Vergebliches Warten“


Das Kinderbuch hilft, Trauer zu verstehen und auszudrücken, und bietet dabei wertvolle Hilfestellungen für Eltern, schwierige Gespräche mit ihren Kindern über den Tod zu führen.

Die Vogel-Familie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie auch Kinder schwierige Situationen meistern können, wenn sie dabei behutsam begleitet werden.

Altersempfehlung: Für Kinder ab 3 Jahren geeignet.

Bewertung:
Aufgrund der verständnisvollen Art, wie das Buch mit einem so schweren Thema umgeht, der leichten Sprache, der kindgerechten Illustration und der Emotionalität, dass es das erste Kinderbuch war, das uns in unserer akuten Trauer sehr half, gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. 5 von 5 Sterne

5-Sterne-Bewertung

Wenn Noah nicht mehr gestorben ist

Ein Kinderbuch für Sternenkind-Geschwister und Familien

Von Andrea Elsner (Autorin) und Johanna Henßler (Illustratorin)

Worum geht es in „Wenn Noah nicht mehr gestorben ist“?

Noah ist Mias kleiner Bruder. Doch leider stirbt Noah schon im Krankenhaus, kurz nach der Geburt, und Mias Eltern kehren ohne ihn nach Hause. Das versteht Mia nicht so recht. Sie hatte sich doch sehr auf ihn gefreut.

Im Buch wird gezeigt, welche Fragen Mia mit drei Jahren hat, was sie schon versteht und was nicht und wie liebevoll ihre Eltern sie begleiten.

Meine 3 Highlights in „Wenn Noah nicht mehr gestorben ist“:

  1. Der Buchtitel selbst hat mich sofort berührt: so direkt, naiv und doch vollkommen frei im Denken. Es klingt, als hätte es ein Kind gesagt. Ein Kind, das die Endlichkeit noch nicht versteht. Und tatsächlich stammt dieser Teilsatz aus dem Buch selbst:

Die ist für Noah, wenn er nicht mehr gestorben ist“, sagt Mia zu ihrem Papa.

  1. Ein weiteres Zitat hat mich sehr berührt: „Ist Noah nicht einsam?“ Das ist eine Frage, die auch meine Tochter damals (nach dem Tod ihres Bruders) gestellt hat.

    Sternengeschwister fühlen sich zu ihren verstorbenen Geschwistern oft sehr verbunden, auch wenn sie keine oder nur wenig Zeit mit ihnen verbracht haben. Das drückt diese empathische Frage liebevoll aus.
  2. Die Seiten der Erinnerungen: Nach der Geschichte folgen leere Seiten für Notizen, Bilder oder ein Ritual. Hier kann man gemeinsam mit dem Sternengeschwisterchen Erinnerungen festhalten und somit zusammen einen Teil der Trauer bewältigen.

Im Epilog wird schließlich klar, dass es nicht nur eine Geschichte ist, sondern eine wahre Geschichte. Andrea hat es mit ihrer Familien genau so erlebt. Umso schöner ist es, dass sie die Kraft gefunden hat, ihren Schmerz auf diese Weise zu verarbeiten.

Mein Fazit:

Ich merkte bereits beim Lesen und Betrachten des Buches, dass es eine persönliche Geschichte und somit eine Herzensangelegenheit der Autorin ist. Die Verwandlung von Mia, die anfangs die Antworten nicht verstand bis hin zur Trösterin der Mama, ist total bezaubernd.

Trösten – genau das sollte ein Kinderbuch über Tod und Trauer tun. Trösten und zeigen, wie andere mit dem Verlust umgehen. Das hilft auf dem eigenen Trauerweg.

Es ist nicht einfach nur ein Kinderbuch, sondern ein Buch für die ganze Familie. „Wenn Noah nicht mehr gestorben ist“ stellt mehrere Perspektiven dar. Genau so habe ich es in meiner Familie 2016 ebenso erlebt. Mein Sohn (6 Jahre) haben die unterschiedlichen Blickwinkel allerdings verwirrt.

Meine Tochter (10 Jahre) empfand das Buch als gut, störte sich jedoch an den Wiederholungen. Mein Sohn fand die Wiederholungen hingegen gut, verstand aber nicht alle beschriebenen Situationen, vor allem die letzte Seite mit der 1 auf dem Luftballon. Das wunderte mich, da wir jedes Jahr den Sternengeburtstag unseres Sternenkindes feiern. Hier hätten ein oder zwei Sätze stehen sollen, um das Bild zu erklären.

Natürlich kann das der Leser moderieren. So habe ich es gemacht. Ob ich das jedoch in der akuten Trauersituation gekonnt hätte, wage ich zu bezweifeln. Und wer noch nie Berührung mit dem Thema hatte, weiß vielleicht selbst nicht, was das Bild bedeutet.

Da Kinder selten bis nie Kinderbücher zu sensiblen Themen wie diesem allein lesen (sollten), ist das Buch „Wenn Noah nicht mehr gestorben ist“ eine gute Möglichkeit, aufkommende Fragen direkt zu besprechen. Ob Kinder ab 2 Jahre (Altersempfehlung auf Amazon) die Geschichte verstehen, wage ich zu bezweifeln.

Bewertung:

Wenn Noah nicht mehr gestorben ist“ ist ein liebevoll geschriebenes und wundervoll illustriertes Bilderbuch, das auf einfühlsame Weise den Umgang einer Familie mit dem Verlust eines Sternenkindes zeigt. Dennoch muss ich einen Punkt aufgrund der oben genannten Gründe abziehen. 4 von 5 Sterne.

4-Sterne-Bewertung

Der Baum der Erinnerung

Ein Bilderbuch über Trauer und Tod

Von Britta Teckentrup

Worum geht es in „Der Baum der Erinnerung“?

Das Bilderbuch „Der Baum der Erinnerung“ behandelt einfühlsam das Thema Verlust und Trauer. Im Mittelpunkt steht dabei ein Fuchs, der eines Tages stirbt und von seinen Tierfreunden im Wald liebevoll verabschiedet wird.

Sie erinnern sich gemeinsam an die schönen Momente, die sie mit dem Fuchs erlebt haben. Diese Erinnerungen führen dazu, dass ein Baum zu wachsen beginnt, der alle Tiere im Wald miteinander verbindet. Es wird Raum geschaffen, der Freundschaft und Zeit, die sie mit dem Fuchs hatten, zu gedenken und zu trauern.


Meine 3 Highlights in „Der Baum der Erinnerung“:

  1. Die Illustrationen sind herzergreifend. Britta Teckentrup fängt mit sanften Farben und stimmungsvollen Bildern die Trauer, aber auch die Hoffnung und den Trost, den Erinnerungen schenken, ein.
  2. Das Buch zeigt auf sehr liebevolle und kindgerechte Weise, dass der Tod zum Leben dazugehört. Durch die Erinnerungen lebt der Fuchs weiter, was Kindern und auch Erwachsenen hilft und ihnen Trost spenden kann.
  3. Die Botschaft des Buches, dass gemeinsames Erinnern und Abschiednehmen heilsam ist, wirkt beruhigend und inspirierend.

Mein Fazit:
„Der Baum der Erinnerung“ ist ein einfühlsames Buch, um Kindern sanft zu erklären, was tot bedeutet und wie man trauern kann. Die klaren, wunderschönen Illustrationen und die berührende Geschichte machen es zudem zu einem idealen Bilderbuch für Kindergärten oder Grundschulklassen. Kommt ein Todesfall in der Einrichtung vor, kann den Kindern liebevoll vermitteln werden, wie man mit solch einer Situation friedlich umgehen kann.

Der Fokus auf die Kraft der Erinnerungen vermittelt Trost und Hoffnung, ohne dabei überfordernd zu wirken. Es regt die Kinder zum Nachdenken und mitmachen an, weswegen es für mich persönlich DAS Kinderbuch zum Thema „Abschied nehmen“ ist.

Das Bild des wachsenden Baumes als Symbol für das Fortbestehen der Erinnerungen ist zwar äußerst eindrucksvoll, jedoch auch eine Metapher, die von Kindergartenkindern eher weniger verstanden wird.

Zudem finde ich die Wortwahl des Einschlafens nicht gut gewählt. Es wird in vielen Ratgebern davon abgeraten, da Kinder dadurch Ängste vorm Schlafen bekommen können. Und tatsächlich habe ich damals im Affekt zu meiner Tochter gesagt, dass ihr Bruder eingeschlafen sei, was ziemlichen Klärungsbedarf nach sich zog.

Altersempfehlung:
 Für Kinder ab 4 Jahren, aber auch Erwachsene finden in dem Buch Trost.

Bewertung:

Aufgrund der sanften und poetischen Art, mit der das Kinderbuch Trauer und Tod thematisiert, und der wunderschönen Illustrationen gibt es von mir eine Leseempfehlung. Einen Punkt ziehe dennoch wegen der Metaphern und der Formulierung „einschlafen“ ab. 4 von 5 Sterne

4-Sterne-Bewertung

Tante Tillys Tod

Ein Kinderfachbuch übers
Abschiednehmen und Zu-Hause-Sterben-Dürfen

Von Britta Honeder & Mirella Herzina-Rusch

Worum geht es in „Tante Tillys Tod“?

Im Buch geht es um den immer näher rückenden Tod von Tante Tilly, die an Krebs leidet. Erzählt wird die Geschichte jedoch nicht von Tante Tilly, sondern von Lisa, ihrer Nichte und Tochter ihrer großen Schwester.

Als es Tante Tilly immer schlechter geht, beschließen Lisas Eltern, dass Tante Tilly zu ihnen zieht. Gemeinsam mit Lisa, Max (Lisas Bruder) und den Haustieren sowie der medizinischen Unterstützung von 2 Krankenschwestern und einem Arzt, die regelmäßig ins Haus kommen, kümmern sie sich um Tante Tilly, bis sie stirbt.

Meine 3 Highlights in „Tante Tillys Tod“:

  1. Lisa zeigt auf ihre kindliche Art, wie sie ihre besondere Beziehung zu ihrer Tante pflegt. Die beiden entwickeln eine eigene Art von Sprache, verständigen sich mit Berührungen und sprechen auch über ihre Ängste. Sie malen sogar ihre Seelenschmetterlinge. Das war sehr berührend.
  2. Lisa lernt, dass sie gar nicht viel machen muss, weil man bei Krebs auch gar nicht viel machen kann. Das „einfach nur“ Da-sein hilft jedoch ganz viel und geht immer.
  3. Lisa schätzt die Offenheit und Ehrlichkeit des Arztes sehr:

„Ich mag unseren Arzt, weil er immer so ehrlich ist und mir echte Antworten gibt.
Bei anderen Erwachsenen merke ich ganz oft genau, dass sie mir irgendwas verheimlichen, weil ich ja „nur“ ein Kind bin. Das ärgert mich dann ziemlich und macht mich noch trauriger.“

Zitat aus dem Buch „Tante tillys tod“

Als Tante Tilly stirbt, wird Lisa von vielen Gefühlen übermannt. „Aber wahrscheinlich gehört das so.“ Und auch Max begreift, dass Tante Tilly tot ist, denn sie ist nicht mehr kitzelig. Beide Kinder durften bei den Vorbereitungen der Aufbahrung helfen.

Mein Fazit:

Durch die kindliche Perspektive fühlten sich meine Kinder (10 und 5 Jahre) leicht in die Situation ein und verstanden die Zusammenhänge gut. Wir lasen das Buch nach dem Tod ihrer eigenen Tante, die ebenfalls an Krebs starb.

Die bunten Illustrationen lassen die Geschichte über das Sterben erhellend wirken (das hätte Tante Tilly bestimmt gefallen 😉) und die praktischen Vorschläge, wie Kinder mit solch einer Situation umgehen können, sind einfach übertragbar.

Außerdem gibt es einen „Fachteil für Kinder“ und einen „Fachteil für die „Großen“‚. Kinder werden ermutigt zu reden und gestalterisch zu werden, Erwachsene werden zum Nachdenken über die lebendige Sterbebegleitung angeregt.

Altersempfehlung: „Für Kinder ab 5 Jahren geeignet.“ Meiner Meinung nach auch schon 1 oder 2 Jahre früher geeignet, wenn es gut begleitet wird und einen ähnlichen Fall in der Familie gab.

Bewertung:

Für „Tante Tillys Tod“ gibt es von mir aufgrund der Offenheit, Ehrlichkeit und Feinfühligkeit sowie den besonderen Humor, die mit dem Tod und dem Sterben auf ethische Art verbunden werden, eine absolute Leseempfehlung. 5 von 5 Sterne

5-Sterne-Bewertung

Kommt Papa gleich wieder?

Ein Kinderfachbuch über den
plötzlichen Tod eines geliebten Menschen

Von Elke & Alex Barber (Autoren) und Illustrationen von Anna Jarvis

Worum geht es in „Kommt Papa gleich wieder“?

Im Buch geht es um den unerwarteten Tod von Alex‘ Vater. Erzählt wird die Geschichte, die einer wahren Begebenheit nachgestellt ist, aus der Sicht von Alex.

Als Alex 3 Jahre alt ist, verbringt er ein wunderschönes Vater-Sohn-Wochenende mit seinem Daddy – nur sie beide, Mädchen dürfen nicht mit (seine Mama und kleine Schwester bleiben zu Hause). Plötzlich fühlt sich sein Vater nicht so gut und bittet Alex um Hilfe. Auch wenn Alex noch klein ist, holt er Hilfe. Dennoch stirbt sein Papa an einem Herzinfarkt.

In „Kommt Papa gleich wieder?“ wird kindgerecht verdeutlich, welche Fragen sich Kinder stellen, welche Gedanken sie sich machen und welche Ängste sie entwickeln können. Alex Mutter reagiert empathisch auf alle Situationen und zeigt, wie man mit der Trauern bei Kindern umgehen kann.

Meine 3 Highlights in „Kommt Papa gleich wieder?“:

  1. Alex Mutter antwortet mit klaren, kindgerechten und bildhaften Worten auf seine Fragen, wie z.B.:

„Papas Herz hat aufgehört zu schlagen und er kann nie wieder zurückkommen.“

Mit 3 Jahren weiß Alex eben nicht, was „tot sein“ bedeutet. Mit solchen Erklärungen begreift er es eher, als wenn ihm „Märchen“ aufgetischt würden.

  1. Wichtig: Auch Kinder haben Schuldgefühle! Alex denkt, er hätte schneller rennen müssen, um Hilfe zu holen. Diese Schuldgefühle müssen ernst genommen und angegangen werden, da sie unbehandelt die Kinder auch Jahre später noch beschäftigen.

    Kinder verstehen das Ausmaß, wenn es um den Tod geht, noch nicht, weil ihnen das Verständnis für das Sterben fehlt. Der Tod des Vaters hat Alex‘ Urvertrauen zerstört und ihm die Sicherheit genommen.
  1. Alex entwickelt Verlustängste, fürchtet, dass die Mama auch stirbt:

„Abends im Bett, frage ich: „Mama… ? Wirst du sterben?“
„Ja“, sagt Mama, „alle Menschen müssen sterben, doch die meisten erst dann, wenn sie schon sehr alt sind.“
„Noch älter als Oma und Opa?“, frage ich.
Mama lächelt: „Ja, Alex, noch älter als Oma und Opa
.““

Zitat aus dem Buch „Kommt Papa gleich wieder?“

Das reicht Alex allerdings nichts und bohrt weiter nach, wenn es doch passieren würde. So schreiben sie alle Menschen auf, die sich um ihn kümmern könnten, falls die Mutter doch sterben würde. Das gibt ihm Sicherheit.

Auch seine eigene Endlichkeit wird ihm bewusst. Hierbei unterstützt ihn seine Mutter abermals, genauso wie in allen Situationen des Trauerprozesses und bestärkt ihre Kinder:

„Es ist okay traurig zu sein, aber es ist auch okay fröhlich zu sein.“

Mein Fazit:

Kommt Papa gleich wieder?“ ist ein schönes und vor allem hilfreiches Buch zum Thema Trauer. Es zeigt Kindern, dass sie nicht die einzigen sind, denen das passiert. Außerdem gibt es Erwachsenen eine Art Anleitung, wie man den Tod bildhaft erklären kann.

Kinder sind neugierig und stellen vielen Fragen. Tagein, tagaus. Und wenn der Tod ein aktuelles Thema ist, fragen sie danach – ohne eine Absicht dahinter, außer dass sie die Welt verstehen wollen. 

Altersempfehlung: Für Kinder ab 4 Jahren geeignet. In Begleitung eines Erwachsenen passt die Empfehlung imho gut. (Meine Kinder waren damals 4 und 8 Jahre alt.)

Bewertung:

Die Ehrlichkeit und das Einfühlungsvermögen zugleich haben mich besonders beeindruckt, weswegen ich beim Vorlesen immer wieder in die Gesichter meiner Kinder schaute. Sie waren von den klaren Worten nicht schockiert, sondern sehr interessiert und verstanden die Geschichte. Daher erhält das Kinderfachbuch eine absolute Leseempfehlung. 5 von 5 Sterne

5-Sterne-Bewertung

Persönliches Fazit

Auch wenn viele Erwachsene denken, sie müssten (ihre) Kinder vor dem Thema Tod beschützen, ist genau das in meinen Augen falsch. Die Kleinen spüren sehr wohl, wenn etwas nicht stimmt und fühlen sich gegebenenfalls alleine gelassen und ausgeschlossen.

Mit liebevoller Begleitung der (Groß-)Eltern können schon ganz kleine Kinder behutsam an das Thema Sterben und Trauer herangeführt werden. Und genau dafür eigenen sich Kinderbücher über den Tod und Trauer besonders gut.

Die Fachteile in einigen Büchern dienen vor allem zur Vor- oder Nachbereitung von aufkommenden Fragen, und die Gedenkseiten können gemeinsam ausgefüllt werden. Das hilft allen Generationen. So lernen Kinder von Anfang an, das Tabuthema als Normalität anzunehmen. Das hilft unserer Gesellschaft zukünftig am meisten.

Oder denkst du anders darüber?

Kanntest du eines der vorgestellten Bücher? Oder hast du ein neues Kinderbuch entdeckt? Oder hast du selbst ein Lieblingskinderbuch über den Tod, das ich deiner Meinung nach lesen sollte?

Verrate es mir gen in den Kommentaren. So kann ich die Liste nach und nach erweitern.

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